Daimler Truck: nach Abspaltung Börsengang geplant
Optimierte Kundenansprache und effizientere technische Entwicklung – das sind aus Sicht von Aufsichtsrat und Konzernführung die Vorteile der Aufspaltung des Gesamtkonzerns in die beiden Segmente Personenwagen und Lastwagen, letztere unter dem Namen Daimler Truck. Nun steht als nächster Schritt der Börsengang der Lkw-Sparte auf dem Plan. Anvisierter Termin: 10. Dezember 2021.
Während der Pkw-Sektor bei den Antrieben langfristig auf den Elektroantrieb setzt, gibt es für Daimler Truck eine Doppelstrategie: Hier liegen die Schwerpunkte zu gleichen Teilen auf Elektro– und Wasserstoffantrieb. Auch das war wohl ein Grund für die Aufspaltung: Nun lassen sich beide Antriebs-Strategien unabhängig voneinander mit hoher Energie weiterentwickeln.
Konzernaufspaltung zum Nutzen der Aktionäre
Für die Aktionäre präsentiert sich die Daimler-Aufspaltung als lukrative Angelegenheit. Für je zwei Aktien der Daimler AG gibt es eine Aktie von Daimler Truck dazu. Auf diesem Weg kommen die Daimler Aktionäre auf eine Beteiligung in Höhe von 65 Prozent an Daimler Truck. Die restlichen 35 Prozent bleiben im Besitz der Daimler AG.
Einer der Hauptgründe, warum die Aktionäre der Aufspaltung des Gesamtkonzerns zugestimmt haben, ist die erwartete Verbesserung der Aktien-Performance. Die Anleger erhoffen sich eine bessere Kursentwicklung, wenn beide Fahrzeugbereiche unabhängig voneinander agieren, statt unter den Reibungsverlusten eines hybriden Mischkonzerns zu leiden.
Nullsummenspiel bei der Personalpolitik
Für die Daimler-Mitarbeiter bringt die Konzernaufspaltung keine wesentlichen Veränderungen mit sich. Lediglich die Zentrale des neuen Unternehmens Daimler Truck Holding bekommt einen neuen Standort in Leinfelden-Echterdingen – die Daimler AG bleibt in Untertürkheim. Hier steht allerdings eine Umbenennung an: Im Februar soll aus der Daimler AG die Mercedes Benz Group werden.
Chef der Daimler Truck AG wird Daimler-Vorstandsmitglied Martin Daum. Der Manager war bereits zuvor für die LKW-Sparte bei Daimler zuständig. An der Position von Ola Källenius als CEO der Daimler AG ändert sich durch die Abspaltung nichts.
Der Mitarbeiterstamm wird entsprechend der Produktionskapazitäten aufgeteilt. Etwa 170.000 Mitarbeiter*innen bleiben bei der Daimler AG in Untertürkheim. Rund 100.000 werden von Daimler Truck übernommen – im Wesentlichen Personen, die schon vorher im LKW-Bereich tätig waren. An den Vergütungen und sonstigen Leistungen ändert sich nichts. Das gilt auch für die Jobgarantie, die Daimler seinen Mitarbeitern bis zum Jahr 2030 zugesichert hat.
Alle Standorte bleiben bestehen
Sämtliche Standorte in Untertürkheim, Gaggenau, Sindelfingen und Rastatt bleiben bestehen. Lediglich die Zuordnung zum Stammkonzern oder zu Daimler Truck ändert sich.
Bestehen bleibt auch die LKW-Produktion im südpfälzischen Wörth. Das Werk ist für die Produktion von Diesel- und Elektrofahrzeugen zuständig. Bis Ende 2029 soll es hier keine wesentlichen Änderungen geben – weder bei der Produktionsstrategie noch beim Personalstamm mit rund 10.000 Mitarbeitern.
Globale Marktführerschaft im emissionsfreien LKW-Verkehr angestrebt
Die Abspaltung der LKW-Sparte soll auch die Unternehmensstrategie vorantreiben, bei Null-Emissions-Lastkraftwagen weltweit die Führungsposition einzunehmen. Daimler Truck will bis spätestens 2040 ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge auf die Straße bringen, wobei der Elektroantrieb und die Wasserstofftechnologie vorerst als gleich wichtig eingestuft werden.
Im Rahmen der Brennstoffzellen-Strategie plant Daimler Truck im Rahmen eines Joint Ventures mit Volvo die Serienproduktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen. Die Produktionsstätte dafür soll in Baden-Württemberg entstehen. Ab 2027 sollen darauf aufbauend Wasserstoff-betriebene LKW mit einer Reichweite von über 1.000 Kilometern gefertigt werden.
Die Serienproduktion eines E-LKW ist vor Kurzem in Wörth angelaufen. In beiden Bereichen, Elektroantrieb und Wasserstoff-Brennstoffzelle, sollen in absehbarer Zeit weitere Modelle folgen.