Daimler strebt umstrittene Dividendenerhöhung an

Die digitale Hauptversammlung von Daimler stand ganz im Zeichen der geplanten Dividendenerhöhung, die bereits im Vorfeld für teilweise heftige Kritik gesorgt hat. Gegner des Vorhabens weisen auf die in Millionenhöhe geflossenen Zahlungen für Kurzarbeitergeld hin, die indirekt in die Dividende einflössen. Mercedes widerspricht dieser Sichtweise entschieden.

Dass die Corona-bedingt online abgehaltene Hauptversammlung des schwäbischen Autobauers ohne persönliche Teilnahme der Aktionär*innen stattfindet, stellt in gewissem Sinn die symbolische Umsetzung des einsamen Beschlusses auf Vorstandsebene dar, wonach trotz massiven Kurzarbeitergelds die Dividendenzahlungen auf 1,35 Euro pro Aktie aufgestockt werden. Das bedeutet eine rund 50-prozentige Steigerung.

Aktionärsverband wirft Daimler Ignoranz vor

Daimler konnte im Jahr 2020 mithilfe des Kurzarbeitergelds rund 700 Millionen Euro einsparen. Kritiker sehen daher einen Teil der geflossenen Zahlungen nun als Bestandteil der erhöhten Dividende. Insbesondere Nichtregierungsorganisationen gehören zum lautstarken Kreis der Gegner der angestrebten Erhöhung.

Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre hat sich in den vergangenen Tagen massiv gegen die Dividendenerhöhung ausgesprochen. Verbandssprecher verurteilen das Mobilitätsunternehmen wegen seiner auf dem Höhepunkt der Corona-Krise durchgezogenen Dividendenerhöhung als „ignorant für die gesamtgesellschaftliche Stimmung“.

Angesichts der bestehenden Mehrheitsverhältnisse bei den Anteilseignern ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die durch Daimler-CEO Ola Källenius beantragte Dividendenerhöhung auf der Hauptversammlung ungeachtet der vorgebrachten Proteste dennoch beschlossen wird.

Dividende – durch Steuergelder teilfinanziert

Auch die Bürgerbewegung Finanzwende wirft dem Daimler-Vorstand unsensibles Verhalten vor. Die anvisierte Dividendenerhöhung sei moralisch verwerflich, da sie im Endeffekt Steuergelder für Gewinnausschüttungen an Aktionäre verwende, statt damit Arbeitsplätze zu sichern. Gemeinsam mit anderen Organisationen plant die Bürgerbewegung für heute Protestaktionen in Stuttgart und Berlin.

Auf der online abgehaltenen Hauptversammlung selbst dürften die Proteste wohl kaum gehört werden. Kritiker können Ihre Bedenken ausschließlich in schriftlicher Form oder über im Vorfeld produzierte Videos vorlegen. Live-Beiträge sind nicht zugelassen.

Unternehmensführung sieht sich im Recht

Konzernchef Ola Källenius weist im Gegenzug auf die jahrelangen massiven Einzahlungen in die Sozialversicherung hin, die die krisenbedingten Leistungen aus der Arbeitslosenkasse rechtfertigen. Allerdings gehen die unerwartet guten Zahlen beim Unternehmensgewinn im zweiten Halbjahr 2020 nicht zuletzt auch auf diese Zahlungen aus der Steuerkasse zurück.

Darüber hinaus gibt es einen sachlichen Grund für die ermittelte Dividendenhöhe, die sich aus den Unternehmensregeln ergibt. Demnach errechnet sich die Dividende aus einem Anteil von 40 Prozent des Konzernergebnisses, der den Aktionären zusteht. Voraussetzung sollte sein, dass der Betrag vom Free Cash Flow des Industriegeschäfts unterlegt ist.

Zur Abschiedsvorstellung wird die heutige Hauptversammlung für den Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Bischoff. Er wird das Zepter voraussichtlich an Bernd Pischetsrieder übergeben, den ehemaligen Chef bei Volkswagen und BMW. Pischetsrieder soll unmittelbar nach der Hauptversammlung in einer konstituierenden Sitzung zum Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt werden.

Keine Entscheidung wird auf der Hauptversammlung über die geplante Abspaltung der Lastwagen-Sparte gefällt werden. Dazu ist eine außerordentliche Hauptverhandlung im dritten Quartal 2021 geplant.

Kommt es zur geplanten Dividendenerhöhung, was mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall sein wird, notiert die Aktie am ersten Börsentag nach der Hauptversammlung ex Dividende, also vermindert um den Wert der beschlossenen Dividendenzahlung. In den Genuss der Dividende kommen alle Aktionär*innen, die den Kauf spätestens am Tag der Hauptversammlung abgeschlossen haben.