Corona 2021: Sieben Open-Air-Festivals abgesagt
Gemeinsames Feiern unter freiem Himmel bei zündender Musik wird auch 2021 ein unerfüllter Traum bleiben. So gut wie alle großen Musikfestivals werden dieses Jahr ausfallen – zur Enttäuschung der Fans und zum Schaden der Veranstalter.
Alles, was in der Open-Air-Szene Rang und Namen hat, ist auch 2021 zur Zwangspause verurteilt. Neben „Rock am Ring“ am Nürburgring und „Rock im Park“ in Nürnberg müssen auch das „Hurricane“ und „Deichbrand“ dran glauben – beide in Niedersachsen. Dazu kommen die Absagen „SonneMondSterne“ in Thüringen und „Southside“ in Baden-Württemberg. In der Schweiz fällt das Greenfield Festival ins Wasser.
Veranstalter und Tickethändler schlagen Alarm
Eventim Live-Geschäftsführer Frithjof Pils ist beunruhigt. „2021 sollte eigentlich der Sommer des Wiedersehens werden, und die Festivalveranstalter haben viel Arbeit und Zeit in Hygiene- und Infektionsschutzkonzepte investiert“, berichtet der Veranstaltungsexperte.
Die vielerorts vorschnell ausgelösten Lockerungsmaßnahmen haben dagegen die Grenzen von Öffnungsstrategien aufgezeigt. „Angesichts der weiterbestehenden epidemischen Lage und verbundener Auflagen mussten wir jetzt jedoch schweren Herzens einsehen, dass Festivals dieser Größenordnung zur Zeit noch nicht durchführbar sind“, sagt der Eventim-Geschäftsführer. Damit setzt sich die 2020 begonnene Misere bei Musikern und Konzertbranche fort.
Zahlreiche Konzert-Highlights auf unbestimmt verschoben
Die Open-Air-Zwillinge Rock am Ring und Rock am Park hatten im Juni Superstars wie Green Day, Volbeat oder System Of A Down eingeplant. Sie werden nun voraussichtlich erst 2022 auf die Bühne kommen. Ähnlich sieht es auch bei den anderen abgesagten Festivals aus.
Probleme kommen auch auf die Kartenhäuser zu. Den Großteil der Eintrittskarten haben die Fans bereits Monate zuvor gekauft, vielfach bereits 2020. In einigen Wochen beginnt die Online-Umbuchung auf das Jahr 2022. Einige Zeit später wollen die Vorverkaufsfirmen dann auch die Rückerstattung anbieten.
Wacken bleibt optimistisch
Der späte Veranstaltungstermin für das Heavy-Metal-Kultfestival in Wacken am letzten Juli-Wochenende macht die Ausrichter zuversichtlich. „Wir bleiben hoffnungsvoll und planen weiter“, so Thomas Jensen, einer der Gründer des Festivals. „Unser später Veranstaltungstermin am letzten Juli-Wochenende erlaubt uns, die weitere Entwicklung der Situation – etwa auch hinsichtlich des Fortschritts der Impfkampagne und kommenden Entscheidungen der Bundesregierung – zu beobachten, und ermöglicht uns eine längere Vorbereitungszeit.“
Ob diese Rechnung nach der 2020 abgesagten Veranstaltung aufgeht, bleibt abzuwarten. Zahlreiche Epidemiologen sehen das gesamte Jahr 2021 noch unter dem Einfluss umfangreicher Lockdown-Maßnahmen.
Digital ist kein Ersatz
„Die Fans sehnen sich danach, endlich wieder miteinander zu feiern, Musik zu erleben, ihre Idole zu hören“, betont Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. Kleinere Formate oder die Verlegung ins Netz können dieses Erlebnis nicht ersetzen, so der Verbandschef.
Massive Einschnitte in die Lebensgestaltung Jugendlicher sieht auch Jugendforscher Klaus Hurrelmann, insbesondere, da der Verzicht auf große Live-Veranstaltungen nun schon zum zweiten Mal in Folge eintritt. Insbesondere das gemeinsame Erlebnis, verbunden mit der Flucht aus dem Gewohnten, ist ein wichtiger Bestandteil des Lebensgefühls junger Menschen. Alle Hoffnungen, zum gewohnten Lifestyle zurückzukehren, richten sich nun auf 2022.
Doch auch für das laufende Jahr gibt es Hoffnung – noch haben nicht alle Festivals Absagen veröffentlicht. Die Aussichten sind allerdings nicht rosig. „Ich bin mir leider ganz sicher, dass es noch weitere Absagen geben wird“, meint dazu Verbandschef Michow.