Commerzbank baut 10.000 Stellen ab

Komplexität reduzieren und Kosten senken – das sind laut Commerzbank-Vorstandschef Manfred Knof die strategischen Ziele des geplanten massiven Personalabbaus um rund 10.000 Mitarbeiter. Die personelle Verschlankung soll bis 2024 abgeschlossen sein.

Die schlechte Nachricht für die Belegschaft von Deutschlands zweitgrößter Privatbank kam nur wenige Wochen nach dem Start von Manfred Knof als Vorstandsvorsitzender. Das Ergebnis ist weithin sichtbar: Für etwa jede zweite der 790 Commerzbank-Filialen bedeutet der Personalabbau das Aus. Das betrifft in Deutschland rund jeden dritten Arbeitsplatz der Bank.

Im Gegenzug sollen die digitalen Angebote der Bank deutlich ausgebaut werden. Eine Maßnahme auf diesem Weg ist die intensivere Integration der Online-Tochter Comdirect.

Sparpläne kurz vor der Verabschiedung

Die Eckpunkte des Konsolidierungsprojekts liegen dem Vorstand bereits vor. Nun ist das Kontrollgremium am Zug, das am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammentritt. Das Ziel ist eine vom Vorstand beschlossene neue Strategie für das künftige Vorgehen.

Der nun eingeschlagene radikale Sparkurs kommt nicht unerwartet. Bereits 2020 hatten sich Pläne in diese Richtung angedeutet, nachdem das Bankhaus durch die Finanzkrise von 2008 und 2009 in Schieflage geraten war. Mit dem personellen Kahlschlag verbindet die Bank bis 2024 den Plan einer Kostensenkung um 1,4 Milliarden Euro, verglichen mit dem Stand von 2020.

Konzept: Auf die Stärken konzentrieren

Die Leistungsfähigkeit nachhaltig sichern – das ist das Ziel der von Manfred Knof vorgegebenen Konzentration auf die eigenen Stärken. Um das zu erreichen, stehen die Signale auf Reduzierung struktureller Komplexität und auf konsequenter Kostensenkung.

„Unsere Ziele sind sehr anspruchsvoll“, bekräftigt Manfred Knof. „Aber wir werden alles Notwendige tun, um sie zu erreichen.“ Details der Strategie sind allerdings derzeit noch nicht in Umlauf. Sie will das Bankhaus – die Zustimmung des Vorstands vorausgesetzt – im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 11. Februar detailliert präsentieren.

Der nun angekündigte Sparplan ist nicht das erste Vorhaben in dieser Richtung. Bereits 2020 erblickte ein ähnlich radikales Konzept unter Commerzbank-Chef Martin Zielke das Licht Welt, getrieben von den Einflüssen der fortschreitenden Digitalisierung und des andauernden Zinstiefs – Effekte, die die gesamte Branche bis heute in Mitleidenschaft ziehen.

Der bereits damals angedachte Umbau des Unternehmens verlief allerdings im Sand. Nach anhaltender Kritik von Investoren musste Zielke seinen Rücktritt erklären, gefolgt von der Neubesetzung der Spitze des Aufsichtsrats. Die dadurch ausgelösten Wirren bedeuteten das Ende des damaligen Sparplans.

Konsolidierung dringend erforderlich

Die Situation der Commerzbank stellt sich seit der Finanzkrise von 2008 und 2009 nicht erfreulich dar. Das Unternehmen verdient so gut wie kein Geld und musste sogar seinen Platz im DAX räumen – verdrängt ausgerechnet von der Wirecard AG, die sich nun selbst im freien Fall befindet.

Bei den Mitarbeitern zeigen sich unternehmensweit Effekte der Ermüdung und Demotivation, die vor allem auf wiederholte Stellenstreichungen und Sparrunden zurückgehen. Der aktuelle Sparplan dürfte sich auf die Restbelegschaft zusätzlich belastend auswirken.

Nicht zur Stimmungsverbesserung trug 2019 der Vorstoß des als perspektivlos verschrienen Martin Zielke bei, der erheblich größeren Deutschen Bank ein Fusionsangebot zu unterbreiten. Der Versuch wurde zum Desaster – die Deutsche Bank lehnte die Fusion rundweg ab.

Mit dem aktuellen massiven Stellen- und Kostenabbau verbindet die Bank die Hoffnung, nun durch eine konsequente Maßnahme endlich den Weg für eine nachhaltige Sanierung und Stabilisierung zu ebnen.