Coinbase gerät durch Krypto-Schwäche unter Druck
Mit einem Umsatzrückgang um 27 Prozent und einem Verlust im ersten Quartal schockte die Krypto-Plattform Coinbase Anleger und Kunden. Damit verfehlte das Unternehmen die Erwartungen der Wall Street bei Weitem. Die Reaktion folgte auf dem Fuß: Innerhalb eines Tages sackte die Aktie um über 25 Prozent auf ihr Allzeittief ab.
Die negative Entwicklung des Krypto-Händlers dauert bereits einige Zeit an. Insgesamt hat die Aktie in diesem Jahr bereits um 75 Prozent an Wert verloren. Derzeit wird sie rund 85 Prozent unter ihrem Allzeithoch im November gehandelt.
Wertverlust vieler Kryptowährungen schlägt auf Coinbase durch
Die teilweise massiven Verluste vieler wichtiger Kryptowährungen in der letzten Zeit – darunter Bitcoin, Etherium und Ripple – sind ein wesentlicher Grund für die schlechten Zahlen bei Coinbase – schließlich hängen die prozentualen Einnahmen direkt von den Krypto-Kursen ab.
Dennoch kann diese Entwicklung alleine den Niedergang bei Coinbase nicht erklären. Fallende Wechselkurse für Kryptowährungen wirken sich auf alle Händler gleichermaßen aus. Dennoch sind bei Mitbewerbern wie Binance oder Kraken keine derart dramatischen Verläufe zu beobachten wie bei der Coinbase-Aktie.
Bereits seit dem vierten Quartal 2021 meldet Coinbase starke Rückgänge bei Handelsvolumen, Besucherzahlen und Vermögenswerten. Besonders das Anhalten der Volatilität und der Wechselkursverluste über den Jahreswechsel hinaus macht das Unternehmen für die aktuell schlechten Zahlen verantwortlich.
Beunruhigende Signale aus der Führungsetage
Eine Formulierung aus dem letzten Aktionärsbrief sorgte für Unruhe unter den Investoren. Demnach sei Coinbase auf die Zukunft der Kryptowährungen “mehr denn je gespannt”. Eine derart global angelegte Sichtweise lässt auf existentielle Probleme schließen.
Beunruhigende Signale sieht auch die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC). Sie sprach eine unmissverständliche Warnung vor einem Bankrott des Kryptohändlers aus. Der Kommentar von Coinbase dürfte insbesondere bei den Kunden Alarm auslösen: “Im Falle einer Insolvenz können Krypto-Vermögenswerte, die wir im Namen unserer Kunden halten, Gegenstand eines Insolvenzverfahrens sein, und solche Kunden können als allgemein ungesicherte Gläubiger behandelt werden.”
Mit anderen Worten: Kommt es zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, verlieren die Kunden den Zugriff auf ihre Einlagen, und zwar sowohl über ihre Kryptowerte als auch über ihre Guthaben in FIAT-Währungen.
Coinbase: “Kein Konkursrisiko”
Den drohenden Panikreaktionen aus dem Kundenkreis versucht Coinbase durch deeskalierende Nachrichten entgegenzuwirken. Zu den gemachten Aussagen sei das Unternehmen aufgrund des geltenden Insolvenzrechts verpflichtet. Das bedeute allerdings nicht, dass sich das Unternehmen wirklich in Gefahr befinde.
“Ihr Geld ist bei Coinbase so sicher, wie es immer war”, beteuerte CEO Brian Armstrong am späten Dienstagabend, kurz nach Bekanntgabe der Quartalszahlen. “Wir haben kein Konkursrisiko.” Das Unternehmen sei lediglich wegen der neuen Bestimmungen für Kryptohändler auf der Basis der SEC-Regeln verpflichtet, eine Insolvenzwarnung auszusprechen.
Coinbase gehört zu den weltweit größten Börsen für Kryptowerte. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit zahlreiche Aktivitäten entwickelt, um die Handelsplattform weiter nach vorne zu bringen – von ungewöhnlichen Werbekampagnen über Projekte zur Steigerung der Markenbekanntheit bis hin zur Aufnahme neuer Kryptowerte. Auch im Bereich der NFTs hat sich das Unternehmen engagiert.
Nichts davon hat allerdings ausgereicht, um den aktuellen Niedergang aufzuhalten. Von der anfänglichen Glorie ist nicht viel übrig geblieben. Nach dem Börsenstart an der NASDAQ im letzten Jahr war das Unternehmen noch aus dem Stand heraus auf knapp 100 Milliarden Dollar bewertet worden. Derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei etwa 15 Milliarden Dollar. Aus dem Highflyer ist ein Konkurskandidat geworden.