Christoph Golasch: Wie der Ukrainekrieg den Markt für internationale Energien bremst
Als rohstoffarmes Land importiert Deutschland den mit Abstand größten Teil seiner Primärenergie. Der geplante Atomausstieg dürfte an der Situation in naher Zukunft nichts ändern. Bis vor kurzem war Russland dabei wichtigster Lieferant. Seit der Kriegssituation befindet sich die Situation in einem Umbruch, und es ist bislang unklar, wie sich Deutschland in kommenden Zeiten ausreichend mit Energie versorgen kann. Dieser Meinung vertritt auch der Finanzierungsvermittler Christoph Golasch.
Aber nicht nur fossile Energie fließt nicht mehr aus den üblichen Quellen ins Land, sondern auch der internationale Markt für erneuerbare Energien hat unter dem Konflikt zu leiden. So haben sich quasi über Nacht die wichtigsten Kriterien und Leitlinien überholt: Erdgas sollte ursprünglich als Brückentechnologie genutzt werden. Das ist nicht mehr möglich, da mehr als die Hälfte der deutschen Versorgung über Russland lief, von dem sich Deutschland über Jahre extrem abhängig gemacht hat. Auch der Kohleausstieg wird angesichts der aktuellen Situation in Frage gestellt. Zudem ist im Rahmen der Energieknappheit auch die Weiterverwendung von Kernenergie im Gespräch. Scheinbar bestehen alle Kriterien, die für eine zukünftige Energiepolitik Deutschlands stehen, mehr oder weniger über Nacht nicht mehr.
Christoph Golasch: „Der osteuropäische Markt ist eingebrochen.“
Hinzu kommt, dass für geplante internationale Großprojekte im Bereich der erneuerbaren Energien, also größere Photovoltaik-Anlagen oder Windparks, durch die angespannte politische und wirtschaftliche Lage die Zukunft ungewiss bleibt. Die angespannte Situation hat auch Christoph Golasch beobachtet bekommen. Der Finanzierungsvermittler hat sich auf internationale Großprojekte spezialisiert und zum Beispiel in Polen mehrere Windparks mitfinanziert. Ihm zufolge ist nicht nur der russische, sondern der osteuropäische Markt durch den Krieg zum Stillstand gekommen: „Der osteuropäische Markt für größere Energieprojekte ist eingebrochen. Generell agieren Investoren vorsichtiger und größere Projekte sind augenblicklich nur schwer zu planen.“ Der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien war bis vor kurzem noch eine Idee, die über Ländergrenzen hinweg enormes Potenzial aktivieren konnte. Das scheint zumindest vorläufig nicht mehr der Fall zu sein. Nicht nur aus diesem Grund bleibt zu hoffen, dass sich so bald als möglich eine friedliche Lösung herauskristallisiert, um das länderübergreifende Engagement für eine nachhaltige Energiewirtschaft wieder mit altem Elan anzugehen.
Über Christoph Golasch
Christoph Golasch ist ein international agierender Projektentwickler und Finanzierungsvermittler mit über 20 Jahren Branchenerfahrung, der sich auf überregionale Investitionsprojekte mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und alternative Energien spezialisiert hat. Als Teil des Aufsichtsrats der Pixton AG konnte Golasch Expertise in der Finanzierung einer Reihe internationaler Großprojekte sammeln. Das Unternehmen steht für die internationale Finanzierung und das Management von Energieprojekten.