Bundeskartellamt beschneidet Edekas Übernahmeträume bei Real

Den ursprünglichen Plan von Edeka, bis zu 72 Real-Märkte zu übernehmen, muss das Unternehmen nun in Teilen abschreiben. Das Bundeskartellamt hat sich bei rund einem Drittel der anvisierten Real-Filialen gegen den Anschluss entschieden. Lediglich 44 Standorte darf Edeka nun dem eigenen Handelsverbund einverleiben.

Das Bundeskartellamt sieht in der von Edeka gewünschten Filialzahl für Verbraucher*innen in den betroffenen Regionen eine erhebliche Behinderung des wirksamen Wettbewerbs, so die Schlussfolgerung der Behörde in einem gleichzeitigen Bescheid an die Edeka-Zentrale und an SCP, den Eigentümer der Real-Märkte.

SCP als Resteverwerter

Die nun anstehende Edeka-Übernahme ist bereits der zweite Akt in dem Drama um die in Schieflage geratene Lebensmittelkette Real. 2020 hatte der in Russland ansässige Finanzinvestor SCP die gesamte SB-Warenhauskette mit etwa 270 Filialen, rund 34.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund sieben Milliarden Euro von Metro übernommen.

Als Grund für den Verkauf gab Metro die Neuorientierung in Richtung Großhandel an, wodurch Real nicht mehr zur dominierenden Unternehmensphilosophie passe. Das Ziel bei SCP war von Anfang an die Zerschlagung des Unternehmens und der Weiterverkauf von Filialgruppen an unterschiedliche Interessenten.

Der abzusehende Einspruch des Bundeskartellamts gegen die Edeka-Akquise gründet nicht nur auf dem Schutz von Verbraucher*innen vor einer Monopolbildung im Lebensmittelsektor. Es geht auch um die Lieferanten, die sich bei Edeka jetzt schon einer überwältigenden Nachfragemacht gegenübersehen. Bei einer schlagartigen Vergrößerung des Filialnetzes um über 70 Märkte würde sich das Ungleichgewicht noch weiter zugunsten Edekas verlagern.

Die Kartellwächter untersagten bei 21 Standorten die Übernahme in vollem Umfang. In sechs Filialen muss Edeka Teilflächen mindestens zehn Jahre lang an Wettbewerber abgeben. Alternativ muss die Handelskette eigene Filialen schließen.

„Verbraucher müssen auch in Zukunft zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern auswählen können“, sagt dazu Kartellamtschef Andreas Mundt. „Diese Auswahlmöglichkeit erzeugt den nötigen Wettbewerbsdruck auf die Anbieter und sorgt so für bessere Preise, Auswahl und Qualität. Bei einer Reihe von Standorten hatten wir die Sorge, dass Edeka mit der Übernahme in den jeweiligen regionalen Märkten zu stark würde.“

Mit der nun ausgesprochenen Beschränkung auf 44 Filialen liegt das Amt durchaus auf einer Linie mit dem Finanzinvestor. SCP hatte den Kartellwächtern angeboten, Teile des Real-Portfolios auch mittelständischen Lebensmittelhändlern zum Kauf anzubieten. Das dürfte allerdings nicht nur aus reinem Altruismus geschehen: Erfahrungsgemäß erzielen kleinere Verkaufseinheiten höhere Erträge als große.

Belegschaft hofft auf baldige Klärung

Insbesondere in den vom Kartellamt abgelehnten Filialen macht sich bei der Belegschaft Unsicherheit über die Zukunft der auf der Kippe stehenden Arbeitsplätze breit. SCP signalisiert Optimismus: Nachdem das Amt bei immerhin 44 Märkten keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken sieht, hoffe man bald auf einen erfolgreichen Abschluss des Gesamtprozesses und endgültige Klarheit für die Mitarbeiter*innen. Keinen Kommentar zum laufenden Prozess gab es allerdings von Edeka.

Edeka ist der dritte Käufer

Bereits 2020 hatte der auf große Flächen spezialisierte Discounter Kaufland mit dem Segen des Bundeskartellamts 92 Real-Märkte von SCP übernommen. Hier waren die Bedenken des Amtes weniger drastisch: Bei der ursprünglich anvisierten Zahl von 101 Märkten bedeutet die genehmigte Filialzahl eine nur geringe Einschränkung.

Auch die Supermarktkette Globus konnte das Bundeskartellamt vom Erwerb einiger Real-Märkte überzeugen. Bis zu 24 Standorte darf das Unternehmen seinem bestehenden Filialnetz hinzufügen.