Brisbane als einziger Bewerber zum Gastgeber der Olympischen Spiele 2032 nominiert

Als dritte australische Stadt wird Brisbane im Jahr 2032 Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. Umstritten ist das Verfahren, das zur Ernennung geführt hat: Die Stadt war der einzige Bewerber.

Ein Hauch von Korruption liegt über dem Verfahren, das zur Ernennung der australischen Stadt geführt hat. Die Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) am Mittwoch brachte ein erstaunliches Ergebnis zutage – 72 Stimmen für Brisbane, 5 dagegen. Grund der hohen Zustimmungsrate: Außer Brisbane lag keine weitere Bewerbung vor.

Auswahlverfahren des IOK seit Langem im Kreuzfeuer der Kritik

Angesichts der heißen Bewerber-Duelle vergangener Jahre erscheint es erstaunlich, dass für die Spiele 2032 keine andere Stadt auf dem Globus Interesse gezeigt haben soll. Die vollmundige Erklärung von IOK-Sprechern, die Ernennung Brisbanes solle ein Zeichen für die Zukunft darstellen, erscheint unter dem Aspekt von Vetternwirtschaft und Hinterbänklertum in einem anderen Licht.

Dass demokratische Strukturen im IOK eher dekorativen Charakter haben, zeigt sich in den meisten Sitzungen des Komitees. Protagonisten aus den hinteren Reihen ergehen sich bei dieser Gelegenheit vielfach in ausladenden Referaten, hauptsächlich zur Kompensation unterschwellig wuchernder Profilneurosen. Die eigentliche Beschlussfassung findet an anderer Stelle statt.

Schneller Weg an die Spitze: der bevorzugte Bewerber

Der in einer der zahlreichen inoffiziell tagenden Kommissionen bestimmte Gastgeber für 2032 steht bereits seit Februar fest. Da nämlich hatte die IOK-Führungsebene Brisbane erwählt und der Stadt das ominöse Prädikat des bevorzugten Bewerbers verliehen. Auf der Strecke blieben bereits zu diesem Zeitpunkt alternative Angebote wie beispielsweise Bewerbungen aus Katar und Ungarn.

Die neue Form der Vergabe geht auf eine interne Reform zurück, die vom deutschen IOK-Präsidenten Thomas Bach auf den Weg gebracht wurde. Sie sollte im Grunde genau das vermeiden, was nun offenbar wieder eine Rolle spielt: Korruption und Bestechung.

IOK mit langer Korruptions-Tradition belastet

Die Geschichte des internationalen Olympischen Komitees ist eine Geschichte der Bestechungs- und Korruptionsaffären. Einen Höhepunkt erreichten die damit verbundenen Skandale bei der Vergabe der Winterspiele 2002 an Salt Lake City in den Vereinigten Staaten. Nicht weniger als 24 IOK-Mitglieder hatten Geldbeträge und andere Vergünstigungen angenommen, um der amerikanischen Stadt ihre Stimme zu geben – aktenkundlich belegt.

Dass die Ernennung von Salt Lake City unter der Ägide von Thomas Bach erfolgte, wirft ein bezeichnendes Licht auf die angeblichen Reformbemühungen des amtierenden IOK-Präsidenten. Doch der Skandal um die Vergabe der Spiele für das Jahr 2002 ist nicht der einzige dunkle Punkt der IOK-Geschichte.

Bereits 1993 kaufte sich das Organisationskomitee von Sidney für 70.000 Dollar zwei Stimmen für die Ernennung zum Ausrichter der Sommerspiele 2000. Tatsächlich lag die australische Stadt bei der Auszählung auch genau um zwei Stimmen vor dem Zweitplatzierten Peking.

Das IOK-Mitglied John Coates hatte damals die Korruption um die Vergabe an Sidney öffentlich gemacht. Auch bei der Vergabe an Brisbane kommt Kritik von seiner Seite, wenn auch verhalten. Immerhin scheinen die fünf Gegenstimmen auf seinen Einfluss zurückzugehen.

Die Position von John Coates im IOK ist zwiespältig. Auf der einen Seite profiliert er sich mit sanfter Opposition gegen zweifelhaft zustande gekommene Nominierungen. Auf der anderen Seite ist der seit 2001 dem IOK angehörende Coates ein enger Vertrauter von Thomas Bach und als Leiter des nationalen Olympischen Komitees Australiens maßgeblich für das aktuelle Vergabeverfahren verantwortlich.

Keine Bewerbung vom NOK Deutschland

Aus dem deutschen Bundestag kommt deutliche Kritik am jüngsten Vergabeverfahren. Von mangelnder Transparenz ist die Rede, gepaart mit unzulässiger Interessensvermischung.

Das nationale Olympische Komitee Deutschlands hat bereits vor geraumer Zeit die Konsequenzen gezogen. Für die Spiele 2032 gab es keine Bewerbung der Bundesrepublik.

 

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