Breuninger kauft Münchner Traditionshaus Konen

Eines der ältesten Bekleidungshäuser Münchens geht nach 85 Jahren Unabhängigkeit in neue Hände über. Der Stuttgarter Warenhaus-Branchenprimus Breuninger erwirbt das 1871 gegründete Unternehmen und seine Dependance Bram in Luxemburg.

Bereits am Donnerstag seien die Verträge unterzeichnet worden, erklärte Breuninger-Chef Holger Blecker am Sonntag. Für die etwa 700 Mitarbeiter des in unmittelbarer Nähe zum Marienplatz gelegenen Modehauses ist der Wechsel kein Grund zur Besorgnis: Alle Arbeitsverträge bleiben bestehen. „Wir brauchen so tolle Leute“, versichert Holger Blecker.

Konen ergänzt das Breuninger-Portfolio auf ideale Weise

Möglicherweise sind die Auswirkungen der Corona-Krise mitverantwortlich für die Übernahme. Dennoch sehen Branchenkenner in dem Vorgang keinen Notverkauf. Vielmehr passen Konen und Bram gut in das Zielgruppenprofil bei Breuninger – das könnte auch den Häusern in München und Luxemburg positive Impulse verleihen.

„München als Weltstadt sowie Luxemburg als attraktive internationale Destinationen waren schon lange Wunschstandorte für Breuninger“, kommentiert der Unternehmenschef den Kauf. Das macht die beiden Modehäuser zu einer sinnvollen Ergänzung, nicht zuletzt wegen der starken Marke des Münchner Familienunternehmens, der intensiven Verankerung vor Ort und der engen Kundenbeziehungen.

Warten auf Zustimmung des Kartellamts

Die marktbeherrschende Stellung von Breuninger, die sich durch den Kauf weiter verstärkt, könnte dem Verkauf von Seiten des Bundeskartellamts theoretisch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Beide Seiten gehen allerdings von einem zustimmenden Signal aus, das bis Ende Juni eintreffen soll.

Zum Verkaufspreis war aus der Verlautbarung am Sonntag nichts zu erfahren. Beide Seiten hätten dazu Stillschweigen vereinbart, so Holger Blecker. Auch zu weiteren Plänen blieb der Breuninger-Chef einigermaßen vage, nicht zuletzt angesichts der laufenden kartellrechtlichen Prüfung.

Wie es mit dem Traditionsnamen Konen weitergeht, sei noch nicht endgültig geklärt, heißt es von Käuferseite. Allerdings könne man sich eine Integration beider Traditionsnamen unter der Dachmarke Breuninger vorstellen.

Breuninger verstärkt das Münchner Premiumsegment

Wird die Übernahme vom Bundeskartellamt bewilligt, wächst Breuninger auf 13 Häuser an. Bisher umfasst die Kette Filialen in Stuttgart, Düsseldorf, Karlsruhe, Nürnberg, Freiburg, Erfurt und Leipzig. Darüber hinaus hat Breuninger in den letzten Jahren den Onlinehandel massiv ausgebaut, über Deutschland hinaus auch in Österreich und der Schweiz.

Durch den Einstieg von Breuninger dürfte sich der Fokus des bisher im Economy-Format angesiedelten Hauses in München in den Premium-Bereich verlagern. Das verschärft die Wettbewerbssituation in oberen Preisbereich, der in Deutschlands teuerster Stadt ohnehin gut entwickelt ist.

Für Top-Häuser ist München ein heißes Pflaster

Eine Reihe von Premium-Häusern im Modebereich liefert sich in München bereits seit Jahren einen intensiven Konkurrenzkampf, darunter Hirmer, Oberpollinger, Lodenfrey und Ludwig Beck. Dennoch ist der Erwerb von Konen für Breuninger Gold wert. Die Innenstadtlage in München ist nach Schätzung der Gesellschaft für Konsumforschung GfK bei einer Kaufkraft von 30.000 Euro pro Kopf die finanzstärkste Region Deutschlands.

Hinzu kommt die Situation Münchens als touristisches Traumziel – ein Attribut, das sich nach Überwindung der Corona-Pandemie schnell wieder einstellen dürfte. Jährlich besuchen knapp neun Millionen Touristen die bayerische Landeshauptstadt – das ist rund das Achtfache der Einwohnerzahl.

Gerade die besonders kauffreudigen Besucher aus China, dem Nahen Osten, Russland und den USA bescheren den in der Innenstadt angesiedelten Einzelhändlern Jahr für Jahr Rekordumsätze. Auf diesen Spezialmarkt spekuliert Breuninger schon seit Langem. „München ist auch wegen der Besucher hochattraktiv“, bestätigte Holger Blecker in seiner Erklärung vom Sonntag.

Breuninger trotz Corona mit starken Zahlen

Nachdem der Branchenriese 2019 einen Umsatz von 860 Millionen Euro und einen Gewinn von 19,8 Millionen Euro ausweisen konnte, musste Breuninger in den Corona-Jahren 2020 und 2021 wegen der Schließungen im Einzelhandel Millionenverluste im dreistelligen Bereich hinnehmen. Selbst das sich gut entwickelnde Online-Geschäft konnte diese Ausfälle nicht vollständig ausgleichen.

Dennoch dürfte das sich abzeichnende Ende der Pandemie rasch wieder zur Rückkehr zu früheren Verhältnissen führen, nun verstärkt durch die beiden neu hinzugekommenen Häuser in München und Luxemburg.