Bregenzer Festspiele: Optimismus als Leitmotiv

Glanzvolle Opernabende auf der Bregenzer Seebühne, ganz ohne Publikumsbeschränkungen – das ist die Vision der Festspielleitung für ihre diesjährigen in der ganzen Welt bekannten Festspiele. Nach einem Jahr Zwangspause will man mit vollen Segeln in die Festspielsaison starten.

Gleich fünf Opernproduktionen sollen in diesem Sommer auf der Riesenbühne von Bregenz und im Festspielhaus brillieren, darunter zwei Uraufführungen. Hinzu kommen Konzerte mit den Wiener Symphonikern und weitere Höhepunkte. Grundlage ist das österreichische Öffnungskonzept, das ab 19. Mai den Spielbetrieb mit mindestens 3.000 Zuschauern zulässt.

7.000 Besucher anvisiert

Die Zuversicht der Festivalleitung kennt derzeit keine Grenzen. So hofft Intendantin Elisabeth Sobotka nach dem Jahr Zwangspause wieder auf ein volles Haus – das bedeutet in Bregenz 7.000 Zuschauer. Damit sollen die Festspiele, die auch schon einmal die Szenerie für einen James Bond-Film abgegeben haben, in ihrem 75. Jahr nahtlos an frühere Glanzzeiten anknüpfen.

Allerdings könnten die harten Fakten dem Höhenflug der Veranstalter ein abruptes Ende bereiten. Voraussetzung für die Umsetzung des Festivalkonzepts sind sinkende Inzidenzzahlen – davor bewahrt das Festival auch nicht die liberale österreichische Öffnungsstrategie. Auch der Verlauf der Impfkampagne bis zum Start der Festspiele wird maßgeblich über Wohl und Wehe der Veranstaltung entscheiden.

Internationales Publikum als Risikofaktor

Ein Festival vom Rang der Bregenzer Festspiele lebt von seiner internationalen Beachtung und dem Besuch ausländischer Gäste. Doch gerade das kann der Veranstaltung in Corona-Zeiten den Garaus bereiten.

Erwünscht ist die Einreise ausländischer Besucher, insbesondere aus Deutschland, ohne Behinderungen beim Grenzübertritt. Auch hier ist bei der Festspielleitung Optimismus das vorherrschende Prinzip. „Wir sind fest davon überzeugt, dass es Reisefreiheit geben wird“, meint dazu der geschäftsführende Direktor Michael Diem anlässlich einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche.

Rigoletto und zwei Uraufführungen

Nach dem für Bregenzer Verhältnisse mickrigen Ersatzfestival im letzten Jahr will man es auf der Seebühne in diesem Jahr wieder richtig krachen lassen. Zwar musste die Intendanz die für dieses Jahr geplante Neuproduktion von Madame Butterfly auf das Jahr 2022 verschieben. Stattdessen geht die gefeierte Rigoletto-Inszenierung von Philipp Stölzl in die zweite Runde.

Nach Michael Diems Überzeugung verträgt das monumentale Bühnenbild mit seiner riesenhaften Clownsmaske und dem Heliumballon problemlos eine zweite Aufführungssaison. „Wir bauen in Bregenz für die Ewigkeit“, meint dazu der Festivaldirektor.

Im Festspielhaus präsentiert das Festival die Oper „Nero“ des italienischen Komponisten Arrigo Boitos, ein unvollendetes Werk, das nach Ansicht von Intendantin Elisabeth Sobotka eine Reihe aktueller Themen zum Gegenstand hat. Unter der Regie von Olivier Tambosi dirigiert Dirk Kaftan die Wiener Symphoniker.

Experimentelle Werke bereichern das Repertoire

Bei den Uraufführungen dominieren die innovativen und experimentellen Konzepte. In der Filmoper „Upload“ von Michel van der Aa geht es um die Digitalisierung von Persönlichkeit. „Wind“ ist eine Oper von Alexander Moosbrugger, in der eine digital gesteuerte Orgel zum Einsatz kommt. Die Elektronik, die für die Live-Performance verantwortlich ist, stammt aus dem Freiburger Experimentalstudio des SWR.

Die Neuinszenierung von Gioachino Rossinis  „Die Italienerin in Algier“ des Opernstudios der Festspiele im Theater am Kornmarkt schließlich setzt den Kontrapunkt hin zur Opera Buffa. Als Regisseurin präsentiert sich Brigitte Fassbaender, eine der weltweit bedeutendsten Mezzosopranistinnen.

Ob es tatsächlich zu den Festspielen im geplanten Rahmen kommt, ist derzeit noch offen. In der österreichischen Modellregion Vorarlberg sind derzeit wieder steigende Inzidenzzahlen zu beobachten. Das macht die Umsetzung der Festspiele momentan eher unwahrscheinlich. Ob es rechtzeitig zu einer Trendumkehr kommt, wird nicht zuletzt vom Verlauf der Impfkampagne abhängen