Blackrock will grün werden – mit Abstrichen

Geht es nach offiziellen Verlautbarungen, hat sich Investmentriese Blackrock auf den Weg in eine grüne Anlagezukunft begeben. Mit vollmundigen Bekundungen zu einer nachhaltigen und klimafreundlichen Welt will der Großinvestor ökologisch und sozial bewusste Anleger von der neuen Marschrichtung des Unternehmens überzeugen. Das mag in Teilbereichen durchaus der Fall sein, doch äußere Zwänge machen dem Branchenriesen den zügigen Wechsel nicht gerade einfach.

“Jetzt sind wir in einer Phase des Bekämpfens”, sagt Mirjam Staub-Bisang, Chefin der Schweizer Niederlassung von Blackrock, in einem Interview mit dem Schweizer TV-Sender SRF. Dabei beruft sich die Managerin auf niemand geringeren als den Philosophen Arthur Schopenhauer und seine Haltung zu Veränderungen: “Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft und schließlich selbstverständlich.” Mit anderen Worten: Blackrock ist auf dem Weg zu Green Invest – selbstverständlich ist die neue Richtung im Haus aber noch nicht.

Großinvestoren stehen massive Widerstände im Weg

Unzweifelhaft ist das Bestreben von Blackrock, sich den Zeichen der Zeit zu stellen und sich auch auf dem Markt der nachhaltigen Investments zu positionieren. Problematisch bei dieser Strategie ist allerdings das Wort “auch”. Nachhaltige Investitionen beruhen zu einem wesentlichen Teil auf einer veränderten Wahrnehmung der Welt – und die kann nicht mit einer Entweder/Oder-Haltung gerettet werden. Wer sich grünen Anlagestrategien zuwendet, muss sich zwangsläufig von den klassischen Formen abwenden, soll die Glaubwürdigkeit keinen irreparablen Schaden erleiden.

Genau das stellt für Investmentgiganten wie Blackrock derzeit noch die Quadratur des Kreises dar, denn der Großkonzern kann nicht von heute auf morgen seine Richtung ändern, ohne die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen. Von einem aktuellen Beispiel weiß Mirjam Staub-Bisang zu berichten: So hat der Bundesstaat Texas jüngst die Beendigung der Zusammenarbeit mit Blackrock angekündigt. Der Grund: Durch die grünen Ambitionen des Vermögensverwalters mache Blackrock texanischen Öl- und Gasunternehmen das Leben schwer.

Geht es nach der Schweizerischen Blackrock-Chefin, will sich das Unternehmen von solchen Hindernissen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit nicht aufhalten lassen. “Wir nehmen diese Kritik (der texanischen Bundesregierung) sehr ernst. Letztendlich haben wir aber eine klare Überzeugung: Klimarisiken sind Anlagerisiken – hier können wir nicht von unserem Kurs abweichen.” Was im Narrativ von Blackrock bedeutet: Klassische Investments werden nicht von heute auf morgen verschwinden, aber man ist auf einem guten Weg.

Klimaschutzorganisationen nehmen eine kritische Position ein

Vor allem die Begründung von Großinvestoren wie Blackrock, warum weiterhin auch klassische Investments im Portfolio eine wichtige Rolle spielen, stößt bei Klimaschützern auf energischen Widerspruch. Die Argumentation erscheint auf den ersten Blick logisch: Auch, wenn Blackrock & Co. klassische Anlageprodukte aus dem Programm nehmen, verschwinden diese Unternehmen nicht aus der Welt. Sie sind weiterhin in Betrieb und für den CO2-Ausstoß mitverantwortlich.

Besonders hohe Empörung verursacht Blackrocks Argumentation der natürlichen Endlösung: Irgendwann ist auch die letzte Ölquelle versiegt und die letzte Kohlegrube geschlossen. Dann erledigt sich das Problem von selbst. Klimaexperten sind sich einig: Das Warten auf den Sankt-Nimmerleinstag des fossilfreien Planeten hat mit einer nachhaltigen Anlagepolitik nichts zu tun.

Für Anleger mit einer konsequent nachhaltigen Einstellung können Großinvestoren vom Kaliber Blackrock derzeit noch keine zufriedenstellenden Lösungen anbieten. Hier können spezialisierte Fonds und Wertpapiere erheblich effektiver wirken. Und eine positive Wirkung auf die großen Marktteilnehmer hat die Entscheidung für konsequent nachhaltige Investments auch: Der Druck wächst, alte Ängste und Vorbehalte über Bord zu werfen und den radikalen Wechsel zu wagen.

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