Bischöfe fordern Kirche zu nachhaltigem Investieren auf

Gemeinsam mit dem Zentralkomitee deutscher Katholiken fordern die Bischöfe der Bundesrepublik in einer neu herausgegebenen Broschüre die Kirche zu mehr Nachhaltigkeit und höheren ethischen Standards auf, wenn es um die Vermögensanlage geht. Die Broschüre stellt dabei insbesondere die Glaubwürdigkeit der Kirche in den Vordergrund.

Die Öffentlichkeit erwarte ein erhöhtes Maß an Glaubwürdigkeit der Vermögensträger, so die Broschüre. Davon ausgehend, scheinen die Führungsebenen kirchlicher Organisationen von einem Vertrauensverlust in der letzten Zeit auszugehen. Angesichts vergangener Finanzskandale und Compliance-Verstöße kirchlicher Amtsträger und einer seit Jahrzehnten nicht aufgearbeiteten Missbrauchskultur scheint die Kirche nun zumindest im wirtschaftlichen Bereich neue Töne anzustoßen.

Kirchliche Portfolios sollen ethisch-nachhaltigen Standards folgen

In Anlehnung an die Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus heißt es im Vorwort der Broschüre: “So versteht sich auch ein Investment, das zuerst den Menschen und dann die Rendite in den Blick nimmt.”

Die ökologische Bewusstwerdung bei der Anlagepolitik der katholischen Kirche zeigt sich auch in Äußerungen des Religionsführers zum ideologischen Fundament kirchlicher Investmentstrategien: “Die Anstrengungen für eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen sind kein nutzloser Aufwand, sondern eine Investition, die mittelfristig andere wirtschaftliche Gewinne bieten kann”, so Papst Franziskus.

Katholisches Investment mit Vorbildfunktion

Bei den ethischen und ökologischen Vorgaben zu Anlagestrategien der katholischen Kirche geht es nach Ansicht der Verfasser nicht nur um einen hohen moralischen Standard im eigenen Portfolio. Die Art und Weise, wie die Kirche Vermögensbildung betreibt, soll auch Auswirkungen auf den allgemeinen Kapitalmarkt haben und durch eigenes Verhalten Impulse für marktwirtschaftlich geprägte Investoren liefern.

Dabei gehe es nicht allein um die Höhe der Investitionen. Wichtig seien vor allem auch die sozialen und ökologischen Implikationen, die von den Investments der katholischen Kirche ausgehen.

Vermögensbildung als Mittel der Weltgestaltung

Es gehe insbesondere darum, der Öffentlichkeit zu demonstrieren, wie die eigene Vermögensanlage zur Weltgestaltung gemäß des christlichen Glaubens beitragen könne, so die Unterzeichner der Broschüre, Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Die Anlagestrategie für Investments kirchlicher Einrichtungen ruht laut Broschüre auf drei Säulen:

Ausschlusskriterien verbieten die Investition in Emittenten, die “den ethisch-nachhaltigen Anforderungen des Vermögensträgers nicht entsprechen”.

Best-in-Ansätze unterstützen Emittenten, die im Umgang mit ESG-Themen “bereits ein hohes Niveau erreicht (Best-in-Class) oder hier in den vergangenen Jahren besonders große Fortschritte gemacht haben (Best-in-Progress)”.

Im Bereich Engagement geht es um den direkten Dialog mit den Emittenten, “um diese zu Verbesserungen im Umgang mit ESG-Themen zu bewegen.” Auch sollen die mit Aktien verbundenen Stimm- und Rederechte auf Hauptversammlungen zur Einflussnahme genutzt werden.

Umfangreicher Katalog an Ausschlusskriterien

Die Broschüre benennt 19 Ausschlusskriterien für Anlageprodukte, die in die drei Bereiche Einzelperson, Gesellschaft und Schöpfung gegliedert sind und für Unternehmen oder Staaten gelten können. Darunter befinden sich im Bereich Einzelperson Begriffe wie Abtreibung, embryonale Stammzellenforschung oder Pornographie.

Auch gesellschaftliche Themen wie Korruption, Menschenrechtsverletzungen, Rüstung oder die Todesstrafe setzt die Broschüre auf die Sperrliste. Im Bereich Schöpfung sollen kirchliche Investments insbesondere von Themen wie ausbeuterisches Umweltverhalten, grüne Gentechnik oder Tierversuche Abstand nehmen.

Eher unerwartet ist das klare Bekenntnis der Broschüre gegen Atomkraft und fossile Energieträger. Hier scheint sich entgegen althergebrachter Seilschaften nach und nach eine progressiv-ökologische Grundhaltung durchzusetzen.

 

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