Bessere Versorgung von Herzpatienten mit Telemedizin
Der digitale Arztbesuch gewinnt angesichts überlasteter Krankenhäuser und Arztpraxen zunehmend an Bedeutung. Auch in Sachen Notfallversorgung kann der datengestützte Kontakt über das Internet in vielen Fällen den Zeitvorteil bringen, der für die Rettung von Leben entscheidend ist. Dennoch sind auf dem Weg bis zur Telemedizin als Breitenanwendung noch einige Hürden zu überwinden.
Auch für die Patient*innen bedeutet Telemedizin vielfach eine deutliche Entlastung und bringt nicht selten eine spürbare Verbesserung der Lebensumstände mit sich. Gerade regelmäßige Besuche in der Arztpraxis oder Klinikaufenthalte zu diagnostischen Zwecken greifen massiv in den Alltag der betroffenen Personen ein. Besonders drastisch zeigt sich dieser Effekt in ländlichen Gebieten, wo der Weg zum Arzt oder ins Krankenhaus nicht selten deutlich länger ist als in der Stadt. Hier kann die Telemedizin spürbare Abhilfe schaffen.
HerzEffekt MV zur Versorgungsoptimierung chronischer Herzerkrankungen
Dass die Förderung der Telemedizin auch zu einem wichtigen Ziel der Regierungsarbeit geworden ist, belegt unter anderem eine Zusammenarbeit der Universitätsmedizin Rostock mit Krankenkassenpartnern und einem Hersteller für Gesundheitstechnologie für die Region Mecklenburg-Vorpommern.
Bereits Anfang 2017 startete das Projekt HerzEffekt MV; dieses hat sich zum Ziel gesetzt, die Qualität der kardiologischen Versorgung vom direkten Wohnort der Patienten zu entkoppeln und die spezialmedizinische Versorgung in der Fläche zu verbessern.
Innerhalb dieses digitalen Versorgungsnetzes stehen Patienten mit therapieresistenter Hypertonie, Vorhofflimmern oder Herzinsuffizienz. Darin inkludiert sind die regelmäßige persönliche Betreuung über Telefonate und digitalen Fragebögen, die Ausstattung mit medizinischen Messgeräten sowie die Echtzeitauswertung der Daten durch die Universitätsmedizin Rostock.
Mitbegründer Prof. Christian Schmidt von der Universitätsmedizin Rostock über effizientere Behandlungen
„Wir möchten effiziente Lösungen in der Behandlung entwickeln und so eine bundesweite Blaupause für die ländliche Gesundheitsversorgung liefern“ erörtert 2016 Christian Schmidt von der Unimedizin Rostock als Mitinitiator von HerzEffekt MV das Zukunftsprojekt. Nicht erst als Ärztlicher Vorstand der Unimedizin Rostock und später auch in anderer Funktion widmet Prof. Dr. Christian Schmidt sich der Digitalisierung im Gesundheitswesen und Optimierung der Patientenversorgung.
Weitere Projekte wie das „Herzzentrum Nordost“ der Universitätsmedizin Rostock mit den privaten Helios Kliniken Schwerin, als auch eine App für Patienten, Klinikbesucher und Gesundheitsbewusste gleichermaßen sowie zahlreiche Publikationen unterstreichen den visionären Ansatz von Prof. Christian Schmidt.
Fördermaßnahmen der Bundesregierung
Neben dem Herzmedizinprojekt aus Rostock engagiert sich das Bundesgesundheitsministerium auch in weiteren Initiativen zur Förderung der Telemedizin. So hat das Ministerium die eHealth-Initiative auf den Weg gebracht. Sie umfasst unter anderem einen umfassenden Kriterienkatalog, der für Projekte der Telemedizin zur Anwendung kommen kann.
In Gemeinschaftsarbeit haben das Gesundheitsministerium und das Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) ein Telemedizinportal ins Leben gerufen, das den Überblick über bisher erfolgte Projekte bietet. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem hohen Niveau beim Datenschutz – ein Prinzip, das bei allen Vorhaben und Projekten im Bereich Telemedizin im Mittelpunkt stehen muss. Projekte, die diesen datenschutzrechtlichen Anforderungen nicht gerecht werden, erhalten vom Ministerium keine Zulassung.
Telemedizin ist kein Ersatz für ärztliche Behandlung
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) betont auf ihrer Informationsseite zur Telemedizin, dass datengestützte Fernanwendungen den Arzt oder die Ärztin nicht ersetzen können. Es handelt sich lediglich um ein Verfahren der Datenübermittlung zwischen Arzt, Ärztin und Patient, beziehungsweise zwischen medizinischen Einrichtungen. Die eigentliche medizinische Tätigkeit, nämlich das Auswerten der Daten und die darauf aufbauende Diagnose und Therapie, bleiben unverändert die Domäne der Mediziner.
Dennoch wird Telemedizin nach Sicht der KBV in zehn Jahren selbstverständlicher Bestandteil des Gesundheitswesens sein. Diese Sicht teilt auch Friedrich Köhler, der das Projekt an der Berliner Charité leitet. Telemedizin sei aber lediglich als Ergänzung zum heute üblichen Arzt-Patient-Kontakt zu sehen, die vor allem bei der Überwachung von Risikopatienten ihren vollen Nutzen entfaltet.