Berlinale – die Kinokultur kehrt zurück

Ein speziell eingerichtetes Open-Air-Kino – das ist die Antwort der Berlinale-Festspielleitung auf die Anforderungen eines unter Infektionsschutz stehenden Sommers. Am vorletzten Mittwoch fand hier die festliche Gala zur Eröffnung der diesjährigen Berlinale statt – seit langer Zeit wieder ein großes Kulturereignis mit vielen Besuchern.

Die Sommerausgabe der 71. Internationalen Filmfestspiele in Berlin wartet zwar Corona-bedingt mit einigen Einschränkungen auf. Der Qualität des Programms tut das allerdings keinen Abbruch. „Divers, anregend und unterhaltend“, so beschreibt Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek das Programm des Filmfestivals bei ihrer Eröffnungsrede zur Gala auf der Museumsinsel.

Programm mit abgespecktem Staraufgebot

„Wir wollen uns von der Sommerstimmung in Berlin inspirieren lassen“, beschrieb der künstlerische Direktor der Berlinale, Carlo Chatrian, die besonderen Bedingungen, zu denen der international bekannte Filmevent stattfindet. Das umfasst wohl auch die Prominenz, die bei dem Festival anwesend ist – oder eben auch nicht.

Bedingt durch die noch immer bestehenden Reisebeschränkungen fehlen auf der diesjährigen Berlinale die großen Namen der Filmindustrie. Dennoch findet das Festival nicht ganz ohne bekannte Gäste statt, vor allem aus Kultur und Politik. Auf der Gala gesichtet wurden unter anderem Iris Berben, Ramona Pop, Volker Schlöndorff, Christian Petzold, Claudia Roth und Julia Klöckner.

Berlinale steht für kulturelles Wiedererwachen

Die Sommerversion der Berlinale stehe insbesondere für das lang ersehnte kulturelle Wiedererwachen in Berlin und Deutschland, so sieht Kulturstaatsministerin Monika Grütters das Festival. „Im Februar 2020 war die 70. Ausgabe der Berlinale das letzte kulturelle Großereignis für lange Zeit. Jetzt ist die 71. Berlinale wieder das erste kulturelle Großereignis seit der Pandemie.“

Der Event belegt auf anschauliche Weise, dass die Wiederbelebung der Kulturszene auch unter den einschränkenden Bedingungen der Pandemie möglich ist. Unter diesem Aspekt unterstützt die Kulturstaatsministerin auch bundeseinheitliche und wirtschaftlich rentable Öffnungsperspektiven für die Kinos in Deutschland.

Berliner Bürgermeister: „Entbehrungsreiche Monate“

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, lag der Rückblick auf die Durststrecke der vergangenen anderthalb Jahre am Herzen.  „Besonders bitter waren diese Monate für die Kulturschaffenden selbst“, betonte der Bürgermeister und wies in diesem Zusammenhang auf die besondere Bedeutung des von Bund und Ländern auf den Weg gebrachten Programms Neustart Kultur hin.

Die besonderen Maßnahmen der Pandemiebekämpfung machen aus der diesjährigen Berlinale mit rund zehn Millionen Euro zusätzlicher Kosten eine der teuersten Veranstaltung ihrer Geschichte. Der Anteil, der bei den öffentlichen Trägern verbleibt, dürfte in diesem Jahr das sonst übliche Drittel weit übersteigen: Statt der normalerweise rund 330.000 Eintrittskarten darf die Festivalleitung in diesem Jahr nur etwa 60.000 Tickets vertreiben. Aus diesem Grund ist damit zu rechnen, dass sich auch die Sponsoren stark zurückhalten werden.

Stadtweite Aufführungsorte

126 Filme kommen bis zum 20. Juni an Spielorten überall in der Stadt zur Aufführung. Das zentrale Kino wird pandemiebedingt diesmal nicht der Berlinale-Palast am Potsdamer Platz sein. Stattdessen gibt es zwischen Alter Nationalgalerie und Neuem Museum eine 96 Quadratmeter große LED-Wand, die Filme in brillanter Bildqualität präsentiert.

Die Preisverleihungen gehen am 13. Juni über die Bühne. Die Preise stehen allerdings bereits seit dem digitalen Branchentreff im März fest. Der Goldene Bär geht an „Bad Luck Banging or Loony Porn“ des rumänischen Filmemachers Radu Jude. Den rbb-Dokumentarfilmpreis gewinn der französische Film “Nous” von Alice Diop.

Erstmals vergibt die Berlinale zwei Publikumspreise. Neben dem Zuschauerpreis im Panorama wird diesmal auch der Publikumspreis im Wettbewerb vergeben. Die Verkündung der Gewinner beider Publikumspreise erfolgt dann am Schluss des Festivals.