Aus dem Smart wird ein SUV
Trotz großer Popularität wurde für Mercedes aus seinem Kleinwagenprojekt Smart nie eine Erfolgsgeschichte. Nachdem der kleine Flitzer seiner Konzernmutter mittlerweile mehrere hundert Millionen Euro an Verlusten eingebracht hat, soll es nun ein radikaler Neustart bringen: Gemeinsam mit dem chinesischen Großaktionär Geely will Mercedes den Smart völlig neu definieren: als SUV.
Die eigens für diesen Zweck gegründete smart Automobile Co., Ltd. gibt es bereits seit Dezember 2019. Sie besteht aus der Mercedes-Benz AG und der Geely Holding, die beide ihre besonderen Stärken einbringen: Mercedes die weltweit bekannte Marke Smart einschließlich Design, Geely seine SEA Hightech-Plattform und seine hochmodernen Produktionsanlagen in China.
Marken-Evolution in mehreren Bereichen
Neben dem radikalen Formatwechsel bringt der Neustart auch eine Innovation beim Vertrieb mit sich: Zu kaufen gibt es den neuen Smart ausschließlich per Online-Bestellung direkt durch den Kunden.
Mit dem Formatwechsel geht auch ein Neuanfang bei der Modellpolitik einher. Nach der Ein-Modell-Marke wird Smart nun zu einem eigenen Segment mit verschiedenen Produkten. Das erste – ein kleiner SUV – soll bereits 2022 auf den Markt kommen, nach der Vorstellung auf der IAA 2021 in München.
Elektro-Strategie bleibt unverändert
Auch der als SUV wiedergeborene Smart setzt auf die konsequente Elektro-Strategie des Unternehmens: Er wird ausschließlich als Stromer erhältlich sein. Der smarte SUV mit der internen Modellbezeichnung HX11 kommt als Fünfsitzer daher. Mit seinen etwa vier Metern Länge bewegt er sich nach SUV-Standards zwar in der Kompaktklasse – für die Marke Smart bedeuten diese Maße allerdings einen Ausbruch in neue Größenbereiche.
Im neuen Smart-SUV ist so gut wie alles verbaut, was bei der E-Mobilität zum heutigen Stand der Dinge gehört. Der Heckmotor mit etwa 250 PS Leistung soll es nach Herstellerangaben auf eine Reichweite von rund 500 Kilometer bringen. Dafür kommt ein Lithium-Ionen-Akku mit knapp 70 kWh Kapazität zum Einsatz, der im Boden der neuen Smart-Plattform untergebracht ist.
Der neue Smart-SUV geht mit einer Schnellladefunktion an den Start und lässt sich über cloudbasierte Funk-Updates auf dem neuesten Stand halten. Bemerkenswert ist der Wechsel vom Einfach-Fahrzeug hin zu mehr Premium-Anmutung. Das reicht von versenkbaren Türgriffen über Premium-Innenausstattung bis hin zu Highlights wie einem digitalen Schlüssel und Sprachsteuerung.
Gebaut wird der Smart-SUV in China. Sein Marketingkonzept ist allerdings auch konsequent auf Europa ausgerichtet. Entsprechend der zweigleisigen Vertriebsstrategie wird es den kleinen SUV bereits ab 2022 auch in Deutschland geben.
Progressives Technologiedesign von Geely
Ultra-modern, extrem kompakt und vernetzt – das sind die wesentlichen Attribute des neuen Smart nach Meinung von Vertriebschef Daniel Lescow. Damit soll der kleine SUV das Smart-Credo auch in die neue Produktphilosophie übertragen: geräumig im Innenraum bei gleichzeitig kompakten Außenmaßen.
Da der kleine SUV das erste Modell einer künftigen Modellreihe ist, bleibt abzuwarten, ob Smart seine Kompakt-Philosophie weiter aufrecht erhält. Denkbar wäre auch ein sanfter Übergang zu einem Vollanbieter in allen Fahrzeugklassen.
Kein Ende des kleinen Smart eingeläutet
Die neue Smart-Holding hat bisher keine Signale abgegeben, die auf das Ende des Smart Fortwo schließen lassen. Auch im Kleinformat seien Modell-Innovationen geplant, heißt es aus internen Branchenkreisen.
Bereits 2024 könnte es für den Fortwo eine Modellpremiere geben. Bis dahin ist der beliebte Flitzer weiterhin über die bisherigen Quellen erhältlich. Gefertigt wird der kleine Smart in einem Werk in Hambach (Frankreich). Zwar ist das Werk mittlerweile an Ineos übergegangen und für die Produktion des Geländewagens Grenadier vorgesehen. Bis zum Start des neuen kleinen Smart im Jahr 2024 läuft die Auftragsproduktion des bisherigen Modells allerdings weiter.
Auch der Smart Forfour, der im slowenischen Novo Mesto produziert wird, ist vorerst weiter erhältlich. Ob es für den Viersitzer allerdings eine Zukunft gibt, ist noch nicht ausgemacht.