Amazon präsentiert Gewinnsprung

Zu den eindeutigen Pandemie-Gewinnern gehört an erster Stelle Online-Riese Amazon, wie die Ergebnisse des ersten Quartals 2021 anschaulich belegen. Doch neben den Corona-bedingten Zuwächsen beim Online-Shopping tragen auch die bestens laufenden Cloud-Dienste zum dem positiven Quartalsergebnis bei.

Satte 68 Prozent über den Erwartungen lag mit 15,79 US-Dollar der Gewinn pro Aktie, in absoluten Zahlen 8,1 Milliarden Dollar – eine Steigerung um das Dreifache. Der Umsatz im ersten Quartal wuchs im Jahresvergleich um 44 Prozent auf 108,5 Milliarden Euro, so die zum gestrigen Börsenschluss verlautbarten Zahlen des Unternehmens. Entsprechend euphorisch reagierte der Aktienkurs nach Börsenschluss.

Deutlicher Schub durch amerikanisches Konjunkturprogramm

Dass Amazons Wachstumsraten im Stammland des Unternehmens besonders deutlich ausfielen, darf nicht verwundern. Das von Präsident Biden auf den Weg gebrachte Konjunkturprogramm beflügelte den Konsum besonders durch die darin enthaltenen Finanzhilfen für Verbraucher und Unternehmen.

Die internationalen Zuwächsen stammen vor allem aus dem Cloud-Geschäft mit seinen IT-Services und der Bereitstellung von Speicherplatz. Entsprechend erfreulich entwickelten sich die Zahlen beim Unternehmensteil AWS: Die Erlöse wuchsen um knapp ein Drittel auf 13,5 Milliarden Dollar an.

Entsprechend deutlich fiel bei AWS der Gewinn aus. Er stieg um rund 35 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar. Nicht weniger erfolgreich verlief das Geschäft mit der Online-Werbung: Hier gabe es noch höhere Erträge.

Optimismus im laufenden Quartal

Die Corona-bedingten Effekte heben sich bei Amazon in etwa auf. Auf der einen Seite gibt es durch die Pandemie verursachte Sonderkosten in Höhe von rund 1,5 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite stehen wachsende Umsätze und Erträge, die sich aus eben dieser Situation ergeben.

Entsprechend zuversichtlich betrachtet Amazon das laufende Quartal. Das Unternehmen erwartet einen Betriebsgewinn bis zu acht Milliarden Dollar. Bei den Erlösen korrigiert Amazon die eigenen Erwartungen nach oben: Der Online-Riese geht von einem Umsatzwachstum um 24 bis 30 Prozent aus und möchte die Marke von 116 Milliarden Dollar erreichen. Damit gehört das Unternehmen zu den größten Profiteuren der weltweiten Pandemie – insbesondere, weil sich ein erheblicher Teil des größtenteils inaktiven stationären Handels ins Internet verlagert hat.

Rekord bei den Kundenzahlen

Besonders erfolgreich verlief die Entwicklung beim Abo-Service Prime. Hier konnte das Unternehmen von Jeff Bezos vor Kurzem die Rekordmarke von 200 Millionen Mitgliedern erreichen. Angesichts der Tatsache, dass die Mitgliederzahl Anfang 2020 noch bei 150 Millionen lag, verdeutlicht das den enormen Zuwachs, der sich aus den Pandemie-bedingten Effekten ergibt.

Eine Änderung gibt es bei der jährlichen Rabattaktion Prime Day. Sie findet dieses Jahr bereits im zweiten Quartal statt. Der Grund für die Verschiebung war bisher nicht zu erfahren, ebenso wie der genaue Zeitpunkt.

Fragezeichen um Rückzug von Jeff Bezos

Der von Jeff Bezos im Februar angekündigte Rückzug aus der Amazon-Geschäftsführung hat bei Analysten Verunsicherung ausgelöst. Die Staffelübergabe im dritten Quartal 2021 an AWS-Chef Andy Jassy sehen viele Beobachter als für das Unternehmen abträglichen Vorgang.

Von Amazon kommen dazu beschwichtigende Signale. Auch nach der Übergabe bleibe Jeff Bezos geschäftsführender Vorsitzender des Verwaltungsrats. In dieser Funktion werde der Unternehmensgründer bei großen Entscheidungen immer involviert bleiben, versichert Finanzchef Brian Olsavsky.

Der designierte Nachfolger ist bereits seit 1997 bei Amazon, also seit dem dritten Jahr seines Bestehens. Andy Jassy ist insbesondere für den Aufbau des Cloud-Geschäfts verantwortlich und fungiert seit dieser Zeit als rechte Hand des Firmenchefs. Inwieweit diese Vita genügt, um den Gesamtkonzern auf Erfolgskurs zu halten, bleibt abzuwarten.