Airbus setzt beim Flugzeugbau auf Automatisierung

Gemeinsam mit der Bundeswehr plant Airbus derzeit die Entwicklung automatisierter und digitalisierter Prozesse, um den Flugzeugbau für die kommerzielle Luftfahrt gleichzeitig schneller, individueller und billiger zu machen. Dazu hat die Technologie-Forschungsabteilung an der Bundeswehr-Universität Hamburg die Produktionsanlage von Airbus in den eigenen Räumen virtuell nachgebaut.

Der konsequente Einsatz von Robotertechnik soll alle Phasen des Herstellungsprozesse beschleunigen und perfektionieren – von der Planung über die Konstruktion bis hin zur Auslieferung. Dabei soll es nicht zur Verdrängung von Personal kommen: Die modular eingesetzten Roboter dienen der Unterstützung der Techniker vor Ort. Außerdem sollen mit ihrer Hilfe intelligente Transportsysteme entstehen, um vor allem große Bauteile im richtigen Augenblick am richtigen Montageplatz anzuliefern.

Airbus-Produktion mit Manufaktur-Charakter

Vor allem die individuellen Wünsche der Fluggesellschaften bedeuten für den Flugzeugbauer eine enorme Herausforderung bei Logistik und Anpassung der technischen Abläufe. Durch intelligente Systeme gesteuerte Roboter-Module sollen die exakt nach Kundenwunsch gefertigte Maschine möglich machen – und das ohne wesentliche Defizite bei Zeit und personellem Aufwand gegenüber standardmäßig hergestellten Flugzeugen.

Die eingesetzten Roboter sind autonom tätig und passen sich den Handlungen der Mitarbeiter an. Damit entsteht ein Arbeitsumfeld, das gleichzeitig sicher und ablaufoptimiert ist. Für die menschlichen Akteure bedeutet das eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen – so zumindest lautet das Konzept der geplanten Automatisierungskampagne.

Vorbereitung auf postpandemischen Aufschwung

Die Automatisierungskampagne bei Airbus mit der internen Bezeichnung DDMS (Digital Design, Manufacturing & Services) bedeutet für das Unternehmen weit mehr als eine Rationalisierungsmaßnahme. Auf Chefebene firmiert die Maßnahme als Paradigmenwechsel hin zu einer neuen Unternehmenskultur – nicht zuletzt auch mit Blick auf den Hauptkonkurrenten Boeing und den zu erwartenden Nachfrageschub nach Überwindung der Corona-Krise.

Mit Unterstützung intelligent gesteuerter Roboter will Airbus Rekordzahlen bei der Produktion ansteuern. Alleine beim Modelltyp A320 geht das Unternehmen von 70 bis 75 Maschinen pro Monat aus.

Standortfrage noch ungeklärt

Auch für neue Technologien ist die Automatisierung des Produktionsprozesses vorgesehen, allen voran bei mit Wasserstoff angetriebenen Flugzeugen. Unklarheit besteht dagegen noch darüber, wo der Standort der neuen Produktionsanlagen angesiedelt sein soll.

Ob sich die bisherige Produktionsphilosophie der europaweit verteilten Produktionsstätten mit der automatisierten und transportoptimierten DDMS-Technologie unter einen Hut bringen lässt, muss sich erst noch erweisen. Gerade die robotergestützte Teile-Anlieferung spricht im Grunde für integrierte Produktionsstätten.

Dem steht allerdings die Industriepolitik der europäischen Länder entgegen, die an Airbus beteiligt sind. Neben den produktionstechnisch bedingten Aspekten spielen auch politische Faktoren eine Rolle, so die regionale Wirtschaftsentwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Umfassendes Forschungsprojekt der Bundeswehr

Auch für die Bundeswehr bedeutet das Automatisierungsprogramm im Flugzeugbau weit mehr als Routine. Die federführende Einrichtung, die Bundeswehr-Universität in Hamburg, ist nur Teil des gesamten Projekts. Mitbeteiligt ist das übergeordnete Zentrum für Digitalisierung und Technologieforschung der Bundeswehr und damit gleichzeitig die Bundeswehr-Universität in München.

Das Projektpapier der Bundeswehr stellt die Individualisierung der produzierten Flugzeuge in den Vordergrund. Es gehe dabei vor allem darum, „den Flugzeugbau-Standort Deutschland zu sichern“, so ist auf der Website des Projekts zu lesen.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass das Projektteam der Bundeswehr bei der Beschreibung näherer Details deutliche Zurückhaltung an den Tag legt. Das lässt die Vermutung zu, dass sich die Forschungsarbeit nicht ausschließlich mit der zivilen Luftfahrt beschäftigt.

 

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