WWF veröffentlicht Richtlinien zu nachhaltigen Investments

Zur Diskussion darüber, was Nachhaltigkeit im Bereich Green Invest ausmacht, fügt nun der WWF eine gewichtige Stimme hinzu. In einer Broschüre legt die internationale Naturschutzorganisation ihre Sicht darauf dar, was als nachhaltige Investition gelten darf und was nicht.

Im Zusammenhang mit der seit 2. August geltenden gesetzlichen Verpflichtung von Anlageberatern, ihre Klienten nach ihren Nachhaltigkeits-Präferenzen zu befragen, stellt nun der WWF seine Sichtweise auf das Thema zur Diskussion. In der Broschüre WWF Pocket Guide zu Nachhaltigkeit in der Geldanlage bietet die Organisation interessierten Anlegen eine erste Orientierungshilfe zu der Frage, was nachhaltige Investments sind – zumindest aus der Sicht des WWF.

Eigene Definition des Begriffs Nachhaltigkeit

Nach Auffassung des World Wildlife Fund stammt der Begriff der Nachhaltigkeit ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Dort beschreibt er eine Form der Bewirtschaftung, die dem Wald die Möglichkeit gibt, sich wieder zu regenerieren.

Die heutige Verwendung des Begriffs Nachhaltigkeit erweitert diese Beschreibung auf die Nutzung unterschiedlichster Ressourcen auf eine Weise, die die Handlungsmöglichkeiten zukünftiger Generationen nicht gefährdet. Dabei geht es laut WWF nicht nur um Umwelt- und Klimakriterien, sondern auch um ethische und soziale Aspekte, beispielsweise gute Unternehmensführung. In dieser Hinsicht befindet sich der WWF im Wesentlichen im Einklang mit den gängigen ESG-Kriterien.

Konkrete Eigenschaften für grüne Finanzprodukte

Der WWF liefert in seinem Pocket Guide auch eine konkrete Definition darüber, was ein nachhaltiges Finanzprodukt ausmacht. Das ist nach Sichtweise der Organisation der Fall, wenn das Produkt den Geldfluss dorthin lenkt, wo es zu konkreten Veränderungen im Sinne der ESG-Kriterien kommt, beispielsweise zum Erhalt von Ökosystemen, die Artenvielfalt oder klimaverträgliche Industrie.

Laut WWF beschreibt eine nachhaltige Geldanlage heute nicht mehr nur das Engagement in Solar- oder Windkraftanlagen. Es geht vielmehr um ein ganzheitliches Investment mit dem Fokus auf Transformation. Die Vision von Green Invest ist ein wirksamer Beitrag zur Nachhaltigkeit, beziehungsweise die Verringerung oder Verhinderung von Schäden.

WWF kritisiert den Interpretationsspielraum beim Thema Nachhaltigkeit

Obwohl längst klare Regeln für Reporting und Transparenz bei Anlageprodukten bestehen, interpretiert die Finanzwirtschaft den Begriff der Nachhaltigkeit noch immer auf sehr unterschiedliche Weise. Laut WWF fehlen oft die erforderlichen Daten zu den ESG-Faktoren, so dass Investoren auf grobe Schätzungen angewiesen sind. Hier ist der Anlageberater gefragt, um für seine Kunden die Spreu vom Weizen zu trennen.

Um sich ein aussagekräftiges Bild von grünen Investments zu machen, empfiehlt der WWF Interessenten, neben der kommerziellen Anlageberatung auch in Eigeninitiative ergänzende Informationen anzusammeln. Dafür bieten sich unabhängige Ratingplattformen als neutrale Informationsquelle an.

Daneben lohnt der Vergleich von Produkten verschiedener Anbieter, insbesondere auf die Ausgestaltung der jeweiligen ESG-Faktoren, die anfallenden Provisionen und die übrigen Kosten. Auch die Reflektion über die Stoßrichtung des Produkts kann zur Entscheidungsfindung beitragen: Welche Wirkung entfaltet das Produkt im Sinne von ESG? Wohin fließt das Kapital? Welche Formen der Evaluation und des Berichtswesens bestehen?

WWF rät zu individueller Entscheidungsfindung

Auch der Ratgeber des WWF liefert keine allgemeingültige Standardlösung für das Finden des idealen grünen Anlageprodukts. Die Naturschutzorganisation räumt ein, dass die angestrebten Wirkungen erst im Zusammenspiel verschiedener Faktoren entstehen. Das macht die Zusammenhänge nicht selten zu komplex, um einfache Lösungen und Rezepte zuzulassen. Die individuelle Bewertung ist weiterhin das A und O einer wirksamen grünen Investition.

Das ist nach Auffassung des WWF umso bedeutsamer, als jede Investitionsentscheidung eine Wirkung entfaltet. Jeder Euro, den Investoren bei nachhaltigen Investments unterbringen, fehlt bei Unternehmen, deren Tätigkeiten sich auf Klima, Biodiversität und Menschenrechte nachteilig auswirken.

“Investor*innen haben also die Macht, die Entscheidungen von Fondsmanagements und Portfoliounternehmen sowie das Management von Unternehmen zu beeinflussen”, so die Sichtweise des WWF. Das mache nachhaltige Finanzentscheidungen zu einem der effektivsten Hebel gegen das Artensterben und die Klimakrise.

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