Von TikTok zu den Bestsellerlisten: Wie #BookTok den Buchmarkt revolutioniert

Die digitale Welt hat den Alltag der Generation Z fest im Griff. Doch was auf den ersten Blick wie eine Konkurrenz zu analogen Medien wirkt, entpuppt sich in vielen Fällen als unkonventioneller Brückenbauer. TikTok, insbesondere der Trend #BookTok, inspiriert junge Menschen weltweit zum Lesen und belebt Bibliotheken und Buchhandlungen auf unerwartete Weise. Doch wie genau hat sich dieser Trend entwickelt, und welche Auswirkungen hat er auf die Buchbranche?

Ein unerwarteter Leseboom dank sozialer Medien

Unter dem Hashtag #BookTok teilt eine globale Community ihre Begeisterung für Bücher. Mit kurzen, emotionalen oder informativen Clips präsentieren sogenannte Bookfluencer Literatur verschiedener Genres, wobei der Schwerpunkt oft auf den Bereichen „Young Adult“ und „New Adult“ liegt. In der Region Wil-Uzwil-Flawil beispielsweise beobachten Bibliotheken einen Anstieg jugendlicher Besucher, die gezielt nach von #BookTok empfohlenen Büchern suchen. Airtiane Koch, Leiterin der Stadtbibliothek Wil, berichtet von einem speziellen Regal für solche Bücher, das oft leergefegt ist. Auch Jolanda Erismann aus Uzwil hat ein ähnliches Regal eingerichtet und bemerkt, dass diese Titel nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei älteren Lesern beliebt sind.

Der Einfluss von TikTok auf das Einkaufsverhalten der Bibliotheken

Bibliotheken passen ihr Sortiment zunehmend an die Trends an, die auf TikTok entstehen. Marianne Hälg von der Bibliothek Degersheim betont, dass BookTok die Auswahl der angeschafften Bücher stark beeinflusst. Statt sich ausschließlich auf traditionelle Bestsellerlisten oder Fachzeitschriften zu verlassen, orientieren sich Bibliotheken zunehmend an den Wünschen ihrer jungen Leser, die durch Social-Media-Trends geprägt sind.

Auch in Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild: Medien wie TikTok haben es geschafft, vermeintlich angestaubte Klassiker zurück in die Bestsellerlisten zu katapultieren, während neue Titel durch virale Videos Rekordverkäufe erzielen. Laut Berechnungen von Media Control wurden allein 2023 etwa 20 Millionen Bücher durch TikTok-Empfehlungen verkauft.

Von der Bibliothek zur Buchhandlung: Ein globales Phänomen

Die weltweite Reichweite von #BookTok zeigt sich in der „BookTok World Map“, die TikTok vor Kurzem veröffentlicht hat. In Afrika, Asien, Europa und Amerika wird der Hashtag gefeiert. Autoren wie Colleen Hoover, Sarah J. Maas und Ana Huang sind die unangefochtenen Stars der Szene. Interessant ist dabei, dass nicht nur Jugendliche, sondern auch ältere Generationen durch die Plattform inspiriert werden, wie es aus den Erfahrungen der Bibliothek Uzwil hervorgeht.

Besonders eindrucksvoll ist der Einfluss von TikTok in den USA, wo Geschichten von Creator wie @stonemaidens, einem spätberufenen Bestsellerautor, oder der Fantasy-Romance-Autorin @hannahnicolemae Millionen von Leserinnen begeistern. Solche Erfolgsgeschichten zeigen, dass BookTok nicht nur einen kommerziellen, sondern auch einen emotionalen Effekt hat.

Obwohl die Plattform Millionen Bücher verkauft, steht die Buchbranche vor Herausforderungen. Die Anzahl der Leser nimmt langfristig ab, und traditionelle Buchhandlungen kämpfen um ihre Existenz. Dennoch sehen viele Verlage TikTok als Chance, eine neue Generation von Lesern zu gewinnen. Bücher wie „Save Me“ von Mona Kasten oder „Happy Place“ von Emily Henry haben durch TikTok-Verfilmungen neue Zielgruppen erreicht. Die strategische Nutzung von #BookTok könnte langfristig helfen, der sinkenden Leserate entgegenzuwirken.

Was macht den Erfolg von #BookTok aus?

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg von #BookTok ist die Vielfalt. Die Community bedient jeden Geschmack, von romantischen Fantasy-Geschichten bis hin zu Büchern über People of Color. Creator wie @kendra.reads heben Werke hervor, die marginalisierte Stimmen in den Vordergrund stellen, während andere sich auf Thriller oder historische Romane konzentrieren. Diese breite Palette spricht Leser unterschiedlichen Alters und Interessen an und macht Literatur zu einem verbindenden Element.

TikTok und #BookTok haben sich als überraschende Triebfeder für die Wiederbelebung des Buchmarkts erwiesen. Von Bibliotheken über Buchhandlungen bis hin zu Verlagen reagieren alle Akteure auf den Einfluss der sozialen Medien. Der Trend zeigt, dass digitale Plattformen nicht zwangsläufig den Rückgang analoger Medien bedeuten müssen, sondern als kreative Ergänzung dienen können.