Resilienz fördern bei belasteten Kindern und Jugendlichen: Samira Langer-Lorenzani erklärt pädagogische Strategien
Samira Langer-Lorenzani ist Kinder- und Jugendpädagogin mit langjähriger Erfahrung in der therapeutischen Begleitung junger Menschen mit traumatischen Lebenserfahrungen. Ihr fachlicher Schwerpunkt liegt unter anderem auf der Resilienzförderung im Kontext von Trauma.
Die psychische Widerstandskraft von uns Menschen, bekannt unter dem Begriff Resilienz, ist kein angeborener und stabiler Wesenszug, sondern vielmehr ein dynamisches Zusammenspiel individueller und kontextueller Faktoren. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die in belastenden Lebensverhältnissen aufwachsen oder traumatisierende Erfahrungen gemacht haben, stellt die gezielte Förderung von Resilienz eine zentrale Aufgabe pädagogisch-therapeutischer Arbeit dar. Sie entscheidet oftmals darüber, ob die Betroffenen langfristig in der Lage sind, mit ihrer Lebensgeschichte konstruktiv umzugehen, oder ob sie an ihr zerbrechen. Die Herausforderung besteht darin, unter erschwerten Bedingungen Entwicklungsräume zu schaffen, in denen sich Schutzfaktoren systematisch entfalten können.
Resilienz wird in der aktuellen Forschung nicht als starre Eigenschaft, sondern als Ergebnis wechselseitiger Wirkprozesse verstanden – zwischen personalen Ressourcen (z. B. Selbstwirksamkeit, Emotionsregulation), sozialen Schutzfaktoren (z. B. stabile Bindungen, unterstützende Systeme) und den jeweiligen Umweltbedingungen. Der pädagogische Auftrag besteht darin, diese Resilienzprozesse aktiv zu begleiten, gezielt zu stärken und dysfunktionale Muster zu unterbrechen. Zentral ist dabei die Erkenntnis, dass Resilienz nicht gegen die Verletzlichkeit arbeitet, sondern im Gegenteil daraus erwächst. Es geht nicht um Abhärtung, sondern um die Wiedergewinnung von innerer Handlungsfähigkeit, Kohärenzerleben und emotionaler Selbststeuerung trotz widriger Erfahrungen.
Bindung als Fundament der Resilienzförderung
Die Bindungstheorie liefert einen zentralen Bezugsrahmen für das Verständnis von Resilienz. Kinder und Jugendliche, die frühzeitig sichere Bindungserfahrungen machen konnten, verfügen nachweislich über eine höhere psychische Widerstandskraft. Umgekehrt stellt Bindungsunsicherheit einen signifikanten Risikofaktor für die Entwicklung psychopathologischer Symptome dar.
Im therapeutisch-pädagogischen Kontext bedeutet dies: Die Gestaltung eines verlässlichen, wertschätzenden und authentischen Beziehungsangebots ist kein „weicher“ Aspekt der Arbeit, sondern konstitutiv für jede Form von Entwicklungsförderung. Dies verlangt von Fachkräften nicht nur Beziehungskompetenz, sondern auch emotionale Stabilität, Reflexionsfähigkeit und eine professionelle Haltung, die zwischen Nähe und Abgrenzung vermitteln kann.
Für viele belastete Kinder und Jugendliche bildet ein traumatisches Erleben – etwa durch Vernachlässigung, Gewalt, Verlust oder Fluchterfahrung – den Hintergrund ihrer Symptomatik. Hier greifen klassische Erziehungs- und Förderansätze häufig zu kurz oder verfehlen ihre Wirkung. Die traumasensible Pädagogik setzt stattdessen an einem grundlegend anderen Verständnis an: Verhaltensauffälligkeiten werden nicht primär als Ausdruck von Trotz, Desinteresse oder mangelnder Motivation interpretiert, sondern als Schutzstrategien eines überforderten Nervensystems. In der Praxis bedeutet das, dass Sicherheit im Sinne von emotionaler, körperlicher und sozialer Verlässlichkeit oberste Priorität hat. Strukturen müssen transparent, vorhersehbar und konsistent sein. Gleichzeitig braucht es pädagogische Fachkräfte, die bereit sind, dysregulierte Affekte nicht zu sanktionieren, sondern regulierend zu begleiten. Die Fähigkeit zur Co-Regulation – also zur emotionalen Mitsteuerung in Stresssituationen – ist eine Schlüsselressource in der Resilienzarbeit.
Selbstwirksamkeit und Handlungsspielräume stärken
Ein zentrales Ziel pädagogischer Interventionen in belastenden Lebenskontexten besteht in der Reaktivierung von Selbstwirksamkeitserleben. Kinder und Jugendliche, die wiederholt erfahren haben, dass ihr Handeln keine positiven Auswirkungen hat – sei es aufgrund familiärer Dysfunktion, institutioneller Ohnmachtserfahrungen oder sozialer Ausgrenzung –, entwickeln häufig eine erlernte Hilflosigkeit. Diese manifestiert sich nicht selten in Rückzug, depressiver Grundstimmung oder externalisierendem Verhalten. Dem lässt sich durch gezielte Gestaltung von Wahlmöglichkeiten, Partizipation und Erfolgserlebnissen entgegenwirken. Entscheidend ist, dass junge Menschen sich als Gestalter ihrer Lebensrealität erleben dürfen und nicht bloß als passive Objekte von Maßnahmen. Rituale, kreative Ausdrucksformen, Projektarbeit oder partizipative Gruppensettings bieten hierfür einen wirksamen Rahmen.
Emotionale Intelligenz, Frustrationstoleranz und Impulskontrolle gehören zu den zentralen Faktoren psychischer Resilienz. Diese Fähigkeiten sind insbesondere bei Kindern mit belastender Biografie oftmals nur rudimentär entwickelt. Eine ressourcenorientierte Pädagogik kann hier ansetzen, indem sie explizit Räume schafft, in denen Gefühle benannt, reguliert und sozial angemessen ausgedrückt werden können. Methodisch kommen dabei u. a. systemische Tools, traumasensible Spielangebote, kreative Verfahren (z. B. Theater, Kunst, Musik) sowie Elemente aus der Achtsamkeitspraxis und Körperarbeit zum Einsatz. Ziel ist nicht die Disziplinierung von Verhalten, sondern die Befähigung zur inneren Selbststeuerung als Grundlage für soziale Integration und persönliche Stabilität.
Der Faktor Fachkraft: Haltung, Reflexion und Psychohygiene
Die wirksame Förderung von Resilienz setzt hochqualifizierte Fachkräfte voraus, die in der Lage sind, mit Komplexität, Ambivalenz und emotionaler Zumutung professionell umzugehen. Neben Fachwissen bedarf es insbesondere einer reflektierten Grundhaltung, die geprägt ist von Empathie, Geduld und einer tiefen Anerkennung der kindlichen Autonomie. Zugleich müssen Fachkräfte lernen, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen und für sich zu sorgen. Psychohygiene, Supervision und kollegiale Beratung sind keine optionalen Zusatzangebote, sondern notwendig zur Aufrechterhaltung professioneller Beziehungsarbeit. Nur wer selbst innerlich stabil ist, kann Resilienz bei anderen glaubhaft stärken. Resilienzförderung bei belasteten Kindern und Jugendlichen ist kein normatives Erziehungsziel, sondern ein komplexer pädagogisch-therapeutischer Prozess. Sie erfordert ein tiefes Verständnis von Entwicklungspsychologie, Bindungsdynamiken und Traumafolgen ebenso wie eine klare Haltung, methodische Flexibilität und ein professionelles Beziehungsangebot.
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