Marcus Wellhöner über die Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche
Durch den wachsenden politischen Druck, nachhaltige Maßnahmen in der Immobilienwelt umzusetzen, rückt das Thema Klimaschutz immer stärker in den Fokus. Trotz der vielen Möglichkeiten, durch innovative Möglichkeiten und neue Konzepte die Zukunft der Immobilienbranche nachhaltiger zu gestalten, sehen sich die Akteure und Spezialisten angesichts der ambitionierten Klimaziele vor große Aufgaben gestellt.
Der Immobilienexperte Marcus Wellhöner gibt uns einen Einblick in die Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten in der Immobilienbranche. Marcus Wellhöner ist Geschäftsführer und Gesellschafter der Wellhöner Gruppe und sammelt seit 25 Jahren Erfahrungen in den Bereichen Immobilien, Services und Consulting, wobei er sowohl Eigentümer als auch Mieter berät.
Willkommen, Marcus Wellhöner!
Herr Wellhöner, die Politik fordert zunehmend mehr Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche. Wie schätzen Sie den aktuellen Stand in diesem Bereich ein?
Marcus Wellhöner: Die Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit sind berechtigt und längst überfällig. Der Gebäudesektor ist für einen erheblichen Teil der CO2-Emissionen verantwortlich, und wir wissen, dass dieser Bereich dringend reformiert werden muss, um die Klimaziele zu erreichen. Der Fokus liegt mittlerweile nicht mehr nur auf Neubauten, sondern verstärkt auch auf der Modernisierung bestehender Gebäude. Seitens der Politik wurde durch die EU-Taxonomie und die festgelegten Klimaziele immer mehr Druck aufgebaut, der die Branche in diese Richtung gelenkt hat. Dennoch gibt es nach wie vor viele Herausforderungen, die überwunden werden müssen.
Welche Herausforderungen sehen Sie konkret für die Immobilienbranche?
Marcus Wellhöner: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die technische und personelle Umstellung. Nachhaltigkeit erfordert ein Umdenken in allen Bereichen der Immobilienwirtschaft – von der Planung über den Bau bis hin zur Verwaltung. Ein Beispiel sind die ESG-Manager, die aktuell überall gesucht werden. Diese Spezialisten sind gefragt, weil sie nicht nur Umweltaspekte, sondern auch soziale und unternehmensethische Standards in die Projekte einbringen sollen. Doch das Problem ist, dass es einen akuten Fachkräftemangel in diesem Bereich gibt. Es fehlen qualifizierte Experten, die sich mit den technischen und regulatorischen Anforderungen auskennen.
Zudem sind die Kosten ein enormer Faktor. Die grüne Transformation ist teuer. Egal ob es um energieeffiziente Neubauten oder die Sanierung bestehender Gebäude geht – das erfordert massive Investitionen. Und das, während viele Unternehmen in der Immobilienbranche noch immer mit den Nachwirkungen der wirtschaftlichen Krise zu kämpfen haben. Das bremst die Investitionsbereitschaft natürlich.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel für die Herausforderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit nennen?
Marcus Wellhöner: Ein gutes Beispiel sind sogenannte Energie-Plus-Gebäude, wie wir sie in einigen Vorzeigeprojekten bereits sehen. Diese Gebäude produzieren mehr Energie, als sie verbrauchen. In der Theorie klingt das großartig, aber in der Praxis ist die Umsetzung sehr komplex. Es geht nicht nur darum, Solarmodule auf die Dächer zu setzen oder eine effiziente Heiztechnik zu installieren. Auch die verwendeten Materialien, die Bauweise und die gesamte Energieversorgung müssen aufeinander abgestimmt sein. Um das zu überwachen, braucht es spezielles digitales Werkzeug – das oft fehlt.
Sehen Sie auch Chancen in der Nachhaltigkeitsforderung? Welche Möglichkeiten ergeben sich für die Branche?
Marcus Wellhöner: Absolut. Die Nachhaltigkeitsoffensive bietet der Immobilienbranche diverse Chancen. Zum einen schaffen wir durch energieeffiziente Gebäude langfristig Kosteneinsparungen für die Nutzer. Zum anderen wird durch den Fokus auf Nachhaltigkeit ein Mehrwert für Investoren geschaffen. Nachhaltige Immobilien sind zukunftssicherer und bieten bessere Vermarktungsmöglichkeiten.
Auch digitale Technologien können den Immobilienbetrieb viel effizienter gestalten. Denken Sie an Smart-Meter-Systeme oder Sensoren, die den Energieverbrauch in Echtzeit überwachen und optimieren. Solche Technologien helfen nicht nur, Energie zu sparen, sondern verbessern auch das Raumklima und die Lebensqualität der Nutzer. Wenn es uns gelingt, Digitalisierung und Nachhaltigkeit besser zu verzahnen, wird das für die gesamte Branche ein gewaltiger Fortschritt sein.
Es gibt noch immer Vorbehalte gegenüber der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?
Marcus Wellhöner: In der Branche herrscht oft noch Zurückhaltung, wenn es um den Einsatz digitaler Technologien geht. Viele Unternehmen haben noch keine klaren Digitalisierungsstrategien, und die Verbindung zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist oft nicht ausreichend gegeben. Das ist schade, weil gerade digitale Technologien dabei helfen könnten, die ESG-Ziele zu erreichen. Besonders anspruchsvolle Technologien wie Künstliche Intelligenz werden aktuell noch kaum eingesetzt, obwohl sie enorme Potenziale bieten würden.
Neben der ökologischen Nachhaltigkeit ist auch der soziale Aspekt ein Teil der ESG-Kriterien. Wie wird dieser in der Immobilienbranche berücksichtigt?
Marcus Wellhöner: Das soziale Element wird oft übersehen, obwohl es so wichtig ist. Es geht nicht nur darum, umweltfreundliche Gebäude zu schaffen, sondern auch um den sozialen Nutzen, den diese Gebäude bieten. Themen wie flexible Arbeitsbedingungen, angenehme Raumklimata oder effiziente Beleuchtung spielen eine immer größere Rolle.
Besonders in Bezug auf Wohnimmobilien geht es auch um die Frage, wie wir nachhaltige Sanierungen und Modernisierungen sozialverträglich umsetzen können. Die Kosten dürfen nicht vollständig auf die Mieter abgewälzt werden. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass Mieter und Nutzer von den ökologischen Verbesserungen auch tatsächlich profitieren – sei es nun durch niedrigere Energiekosten oder bessere Lebensbedingungen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Immobilienbranche im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsanforderungen?
Marcus Wellhöner: Die Immobilienbranche wird in den nächsten Jahren einen tiefgreifenden Wandel durchlaufen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind nicht nur Trends, sondern werden zu zentralen Erfolgsfaktoren – davon bin ich überzeugt. Wer die Nachhaltigkeitsanforderungen ignoriert, wird es schwer haben, Finanzierung und Investoren zu finden.
Das Ziel muss sein, nicht nur gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern darüber hinaus zu denken. Nachhaltigkeit bietet die Chance, wertschöpfende Immobilien zu schaffen, die den Menschen dienen und gleichzeitig die Umwelt schonen. Das erfordert Mut zur Veränderung, aber die Chancen, die sich dadurch ergeben, sind gewaltig.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wellhöner.
Weitere Informationen zu Marcus Wellhöner:
- Profil bei proven-expert
- Webseite von Marcus Wellhöner
- Webseite von Wellhöner Immobilien
- Marcus Wellhöner auf Unternehmen-Wiki
- Wellhöner Immobilien im Dienstleisterverzeichnis
- Wellhöner Immobilien auf Medium
- Wellhöner Immobilien im Managerblatt
- Interview im Managerblatt: Gutes Vermietungsmanagement und Vertrauen als Voraussetzung
- Interview auf Euro-Leaders: Die Immobilienbranche in Zeiten der Corona-Pandemie – Ein Austausch mit Marcus Wellhöner
- Interview auf Euro-Leaders: Immobilien-Experte Marcus Wellhöner über die Begrünung von Dächern – Eine ungenutzte Chance für Städte und Immobilienbesitzer