Konsumklima und Einzelhandel: Steigende Sparneigung hemmt den Konsum
Die Verbraucherstimmung in Deutschland zeigt erste Anzeichen einer leichten Erholung, bleibt jedoch auf einem niedrigen Niveau. Laut der neuesten Konsumklimastudie des GfK- und NIM-Instituts stieg der Konsumklimaindex im April 2025 um lediglich 0,1 Zähler auf -24,5 Punkte. Trotz gestiegener Konjunktur- und Einkommenserwartungen bremst eine zunehmende Sparneigung die Erholung aus. Mit einem Anstieg um 4,4 Punkte auf 13,8 Zähler erreichte der Sparindikator den höchsten Stand seit April 2024.
Rolf Bürkl, Konsumexperte des NIM-Instituts, führt die verhaltene Konsumstimmung auf eine anhaltende Verunsicherung zurück. Ein beschleunigter Haushaltsbeschluss könnte seiner Einschätzung nach zur Stabilisierung der Kauflaune beitragen.
Während die Konsumneigung insgesamt schwach bleibt, zeigt sich im Einzelhandel eine leichte Stimmungsaufhellung. Das Geschäftsklima-Barometer des Ifo-Instituts verbesserte sich im März von -23,8 auf -22,6 Punkte. Besonders vor den Osterfeiertagen stiegen die Erwartungen im Lebensmitteleinzelhandel.
Allerdings zeigt sich die Lage im übrigen Einzelhandel differenziert. Während Möbel- und Einrichtungshäuser von einer besseren Stimmung profitieren, verzeichneten Bekleidungsgeschäfte, Fahrradläden und Autohändler eine Verschlechterung der Geschäftserwartungen. Zudem bleibt die Beschäftigungssituation angespannt. Im gesamten Einzelhandel wird weiterhin eher ein Rückgang als ein Zuwachs bei den Arbeitsplätzen erwartet.
Inflationsdruck nimmt ab, Preissteigerungen gehen zurück
Laut Ifo-Studie haben Einzelhändler im März seltener Preise erhöht als im Vormonat. Auch zukünftige Preissteigerungen werden vorsichtiger kalkuliert. Diese Entwicklung könnte die Kaufkraft der Verbraucher stärken, die in den letzten Quartalen bereits durch höhere Einkommen zugenommen hat. Dennoch hält sich die Mehrheit der Konsumenten aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit mit größeren Anschaffungen zurück.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) prognostiziert für 2025 ein Umsatzwachstum von 2 Prozent. Bereinigt um die Inflation entspräche dies einem realen Plus von 0,5 Prozent.
Auch in Österreich bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. Firmenpleiten und steigende Arbeitslosenzahlen belasten die Konjunktur. Zusätzlich sorgt die globale Handelspolitik für Unsicherheit. Hohe Lohnkosten werden oft als Standortnachteil diskutiert, doch Gewerkschaftsvertreter betonen die Notwendigkeit einer stabilen Kaufkraft.
Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, spricht sich gegen drastische Einschnitte aus. Stattdessen plädiert sie für gezielte wirtschaftliche Impulse. Investitionen in Infrastruktur, Breitbandnetze und den Verkehrssektor könnten Wachstumsimpulse setzen und den österreichischen Konjunkturmotor ankurbeln.
Neue Bundesregierung unter Zugzwang
Die langwierige Regierungsbildung in Österreich hat das Vertrauen der Bürger strapaziert. Trotz anfänglicher Skepsis sieht Teiber nun klare Verpflichtungen der neuen Koalition, das Regierungsprogramm umzusetzen. Geplante Maßnahmen wie die Bankenabgabe oder zusätzliche Beiträge der Energieproduzenten sollen finanzielle Spielräume schaffen. Diese Mittel könnten gezielt in Bildung, Pflege und Fachkräftesicherung investiert werden, um langfristig die wirtschaftliche Stabilität zu sichern.
Ein kontrovers diskutiertes Thema bleibt das Pensionssystem. Während manche Experten eine Anhebung des Renteneintrittsalters fordern, sieht Teiber dafür keine Notwendigkeit.
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich bleibt die wirtschaftliche Lage von Unsicherheiten geprägt. Während sich die Konsumstimmung leicht aufhellt, verhindern steigende Sparquoten und eine fragile Arbeitsmarktsituation eine nachhaltige Erholung. Der Einzelhandel hofft auf saisonale Impulse, doch strukturelle Herausforderungen bleiben bestehen.