Kaufland startet mit Weinflaschen-Pfand in 200 Filialen

Kaufland bringt Bewegung in den Weinhandel: Seit Ende Oktober können Kundinnen und Kunden in rund 200 süddeutschen Filialen Wein in Mehrwegflaschen kaufen – inklusive Pfand. Damit greift der Lebensmittelhändler ein Thema auf, das bisher weitgehend unberührt blieb. Während Bier, Wasser oder Softdrinks längst im Pfandsystem etabliert sind, fristeten Weinflaschen bisher ein Einweg-Dasein. Nun will Kaufland das ändern und setzt auf ein System, das sowohl ökologisch als auch logistisch neue Maßstäbe setzt.

Weinflaschen gehörten bislang zu den wenigen Getränkebehältern, die nicht unter das deutsche Pfandsystem fielen. Durchschnittlich 22 Liter Wein konsumieren die Deutschen pro Kopf im Jahr – umgerechnet rund 30 Glasflaschen, die meist nach einmaligem Gebrauch im Altglascontainer landen. Kaufland will mit der Einführung von Mehrweg-Weinflaschen diese Einwegmentalität durchbrechen. Seit dem 30. Oktober stehen in Baden-Württemberg und Teilen Bayerns 0,75-Liter-Flaschen mit einem Pfand von 25 Cent in den Regalen. Angeboten werden regionale Rot-, Weiß- und Roséweine.

Das Prinzip entspricht dem bekannten System: Nach dem Genuss können die Flaschen an jedem Kaufland-Leergutautomaten in Deutschland zurückgegeben werden – unabhängig davon, in welcher Filiale sie gekauft wurden.

Nachhaltigkeit im Fokus

Die Maßnahme ist Teil einer größeren Nachhaltigkeitsstrategie. Kaufland verweist darauf, dass fast die Hälfte des CO₂-Ausstoßes bei der Weinproduktion auf die Glasherstellung entfällt. Rund 47 Prozent der gesamten Emissionen entstehen allein durch die Produktion der Flaschen. Durch den Einsatz von Mehrweggebinden kann dieser Anteil deutlich gesenkt werden.

Mehrwegflaschen lassen sich bis zu 50 Mal wiederbefüllen, bevor sie recycelt werden müssen. https://www.youtube.com/watch?v=xnkpU6Pg2-4Das reduziert nicht nur den Bedarf an neuem Glas, sondern spart auch Energie und Rohstoffe. Zusätzlich entfällt für die Kunden der Gang zum Glascontainer – ein praktischer Nebeneffekt, der zugleich das Rücknahmesystem stärkt.

Kooperation mit der Wein-Mehrweg eG

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit der Wein-Mehrweg eG – einer jungen Genossenschaft aus Baden-Württemberg, die eigens mit dem Ziel gegründet wurde, ein Pfandsystem für Weinflaschen zu etablieren. Die 2023 gegründete Initiative vereint derzeit 14 Weinbaubetriebe, die gemeinsam über fünf Prozent der deutschen Weinproduktion abdecken.

Die Flaschen sind durch eine dezente Prägung am Hals und ein Mehrwegzeichen auf dem Etikett erkennbar. Parallel dazu hat die Genossenschaft auch passende Kästen aus recyceltem Material entwickelt. Diese sind für 3,50 Euro Pfand erhältlich und können ebenfalls an jedem Kaufland-Leergutautomaten abgegeben werden. So wird das System geschlossen, und sowohl Flaschen als auch Kisten bleiben im Materialkreislauf.

Die Wein-Mehrweg eG versteht sich als offenes Netzwerk: Auch weitere Weingüter, Kellereien oder Genossenschaften können beitreten und von der Infrastruktur profitieren. Ziel ist es, ein einheitliches Mehrwegkonzept zu schaffen, das sich langfristig über verschiedene Handelsketten hinweg etabliert.

Ein Modell mit Vorbildcharakter

Kaufland ist nicht der erste Händler, der Mehrwegflaschen für Wein testet. Bereits zuvor hatte die Wein-Mehrweg eG mit Edeka zusammengearbeitet, wo das System in einigen Märkten im Südwesten Deutschlands erprobt wurde. Die Kooperation mit Kaufland markiert nun jedoch den bislang größten Rollout des Konzepts.

Langfristig soll die 0,75-Liter-Mehrwegflasche einen „erheblichen Teil“ der bisherigen Einwegflaschen ersetzen, wie die Genossenschaft betont. Ein ambitioniertes Ziel, doch der Zeitgeist spricht dafür. Immer mehr Konsumenten achten auf nachhaltige Verpackungen, und Pfandsysteme gelten als bewährtes Mittel, um Abfall und CO₂-Ausstoß zu reduzieren.

Das Pfandsystem als Symbol deutscher Effizienz

Deutschland gilt international als Vorreiter beim Pfand. Ob Wasserflaschen, Bier oder Softdrinks – das System funktioniert seit Jahrzehnten zuverlässig und erzielt hohe Rücklaufquoten. Nun könnte Wein als letztes großes Segment in dieses erfolgreiche Modell integriert werden.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Rückgabe statt Wegwerfmentalität, Ressourcenschonung durch Wiederverwendung, und eine klare Signalwirkung in Richtung nachhaltigen Konsums. Während sich die Initiative zunächst auf Süddeutschland beschränkt, bleibt die bundesweite Rückgabemöglichkeit ein starkes Argument für die Alltagstauglichkeit des Modells.

Sollte sich das System bewähren, könnten auch weitere Handelsketten folgen. Die Wein-Mehrweg eG hat bereits signalisiert, offen für neue Partner zu sein. Je mehr Betriebe und Händler sich anschließen, desto effizienter wird der Umlauf der Flaschen und desto größer der ökologische Effekt.

Die Idee hat das Potenzial, den deutschen Weinmarkt strukturell zu verändern. Denn ein funktionierendes Mehrwegsystem erfordert nicht nur logistische Anpassungen, sondern auch ein Umdenken bei Produzenten und Konsumenten gleichermaßen.

Weiterführende Beiträge