Immer weniger Brauereien in Deutschland

In den letzten fünf Jahren hat Deutschland einen signifikanten Rückgang der Brauereien verzeichnet. Die Zahl der Betriebe sank um 93 auf insgesamt 1.459, wie aus den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Besonders betroffen ist Bayern, wo 50 Brauereien schließen mussten. Trotz der deutlichen Verluste bleibt Bayern mit 598 Brauereien weiterhin Spitzenreiter. Nordrhein-Westfalen und Hessen verzeichnen ebenfalls starke Einbußen, mit Rückgängen von 24 bzw. 14 Braustätten.

Laut Christian Weber, Präsident des Deutschen Brauer-Bunds (DBB), sind die Ursachen vielfältig. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und die dramatisch gestiegenen Energiepreise haben viele Betriebe stark belastet. Besonders kleine und mittelständische Brauereien kämpfen mit einer dünnen Kapitaldecke. Hinzu kommt die allgemeine Konsumzurückhaltung der Verbraucher, die es den Brauereien erschwert, höhere Preise am Markt durchzusetzen. Weber betont, dass viele Betriebe nach mehreren Jahren finanzieller Schwierigkeiten aufgeben mussten. Während die Craftbier-Welle zuvor zahlreiche Neugründungen begünstigte, ist diese Dynamik inzwischen deutlich abgeflaut. Der gestiegene Kostendruck lässt potenzielle Gründer zögern, während Traditionsbrauereien oft nach mehreren Generationen den Betrieb einstellen.

Energiepreise als entscheidender Faktor

Energie ist ein zentraler Kostenfaktor in der Brauwirtschaft. Großbrauereien geben an, dass Energie rund zehn bis 15 Prozent der Herstellungskosten ausmacht. Bei kleineren Betrieben liegt dieser Anteil häufig sogar bei 20 Prozent oder mehr. Insbesondere energieintensive Prozesse wie das Brauen, das Abkühlen sowie die Reinigung von Mehrwegflaschen treiben die Kosten in die Höhe.

Ein weiteres Problem stellt die angestrebte Klimaneutralität bis spätestens 2045 dar. Um von Gas auf Strom umzustellen, müssen viele Brauereien erhebliche Investitionen tätigen. In manchen Fällen erfordert dies den Neubau von bis zu 80 Prozent der Anlagen. Dabei fehlen oft noch die nötigen technologischen Lösungen, um diesen Wandel wirtschaftlich und effizient umzusetzen.

Neben den steigenden Kosten leidet die Branche auch unter einem anhaltenden Rückgang des Bierkonsums. Während der Pro-Kopf-Verbrauch 1980 noch bei rund 145 Litern lag, ist dieser Wert mittlerweile auf unter 90 Liter gesunken. Dieser Trend ist unter anderem auf eine alternde Gesellschaft und ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein zurückzuführen.

Statistiken zeigen, dass der Bierabsatz im Jahr 2024 erneut um 1,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Liter gesunken ist. Seit 2014 verzeichnet die Branche damit einen Rückgang um 13,7 Prozent oder 1,3 Milliarden Liter. Vor allem klassische Biersorten verlieren an Bedeutung, während alkoholfreie Alternativen und andere Getränke an Beliebtheit gewinnen.

Regionale Unterschiede und positive Ausnahmen

Obwohl bundesweit ein negativer Trend zu beobachten ist, gibt es Regionen mit gegenläufigen Entwicklungen. Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern verzeichneten leichte Zuwächse bei den Braustätten. In Sachsen entstanden sieben neue Brauereien, in Thüringen vier und in Mecklenburg-Vorpommern drei.

Diese positiven Entwicklungen werden oft durch engagierte Gründer und die zunehmende Nachfrage nach regionalen und handwerklich gebrauten Bieren begünstigt. Besonders die Craftbier-Szene zeigt in einigen Regionen weiterhin Wachstumspotenzial.

Forderungen der Brauereiwirtschaft

Angesichts der angespannten Lage richtet der Deutsche Brauer-Bund klare Forderungen an die Politik. Im Fokus stehen Maßnahmen zur Sicherstellung bezahlbarer Energiepreise, die Reduzierung bürokratischer Hürden und die Unterstützung der Gastronomie, die ein wichtiger Absatzmarkt für viele Brauereien ist.

Darüber hinaus setzt sich der Verband für den Erhalt der Werbefreiheit und die Förderung des klimafreundlichen Mehrwegsystems ein. Auch steuerliche Entlastungen und gezielte Förderprogramme für Investitionen in klimafreundliche Technologien stehen auf der Agenda.

Die Kombination aus gestiegenen Kosten, sinkendem Konsum und hohen Investitionsanforderungen zwingt viele Betriebe in die Knie. Ob sich die Situation langfristig stabilisieren kann, hängt maßgeblich von den politischen Rahmenbedingungen und der Innovationskraft der Unternehmen ab.

Weiterführende Beiträge