Hohe Kosten treiben Fluggesellschaften aus Deutschland: Eurowings und Ryanair streichen zahlreiche Verbindungen
Fliegen in Deutschland wird teurer. In einem Umfeld, das von steigenden Steuern und hohen Gebühren geprägt ist, sehen sich immer mehr Fluggesellschaften gezwungen, ihre Verbindungen zu reduzieren oder gänzlich aus dem deutschen Markt zurückzuziehen. Besonders betroffen ist der Flughafen Hamburg, der jüngst einen Rückschlag hinnehmen musste, nachdem sowohl Ryanair als auch Eurowings drastische Kürzungen ihres Flugangebots angekündigt haben.
Eurowings reduziert Flüge ab Hamburg erheblich
Eurowings, eine Tochtergesellschaft der Lufthansa und Marktführer in Hamburg, hat bekannt gegeben, dass ab dem Sommerflugplan 2025 über 1.000 Flüge aus dem Programm gestrichen werden. Besonders hart trifft es die innerdeutsche Verbindung nach Köln-Bonn, die komplett eingestellt wird. Zudem fallen sechs weitere Verbindungen nach Europa und Nordafrika weg. Der Chef von Eurowings, Jens Bischof, begründet diesen Schritt mit den hohen Kosten, die an deutschen Flughäfen anfallen. „Das reduzierte Angebot wird die Anbindung Hamburgs erheblich schwächen und Fliegen deutlich verteuern“, so Bischof. Besonders kritisch sieht er die geplante Erhöhung der Flughafengebühren, die er als „völlig unverhältnismäßig“ bezeichnet und die das Unternehmen zu diesen Maßnahmen zwingt.
Eurowings, das derzeit 16 Flugzeuge in Hamburg stationiert hat und insgesamt 70 Ziele bedient, plant parallel dazu die Einführung neuer Verbindungen von Köln und Berlin nach Dubai. Dieser Schritt signalisiert, dass die Fluggesellschaft zunehmend auf ausländische Märkte setzt, um den durch die hohen deutschen Kosten bedingten Druck zu mildern.
Ryanair zieht sich weiter aus Deutschland zurück
Nicht nur Eurowings, auch der irische Billigflieger Ryanair reduziert seine Kapazitäten in Deutschland massiv. Bereits im Sommer 2025 werden die Flughäfen in Dortmund, Dresden und Leipzig gar nicht mehr angeflogen. In Hamburg soll das Angebot um 60 Prozent und in Berlin um 20 Prozent gesenkt werden. Insgesamt plant Ryanair, 22 Strecken zu streichen, was etwa 1,8 Millionen Sitzplätze betrifft. Diese Maßnahme führt zu einer Reduzierung des deutschen Angebots um etwa zwölf Prozent.
Ryanair-Chef Eddie Wilson führt ebenfalls die hohen Kosten als Hauptgrund für diesen Rückzug an. Er kritisierte insbesondere die Luftverkehrssteuer und die hohen Flugsicherungsgebühren. Wilson betonte, dass die Entscheidung final sei, es sei denn, die deutsche Regierung würde ihre Politik anpassen. Sollten Maßnahmen wie die Abschaffung der Luftverkehrssteuer ergriffen werden, würde auch Ryanair seine Entscheidung überdenken.
Die Luftverkehrssteuer, die im Mai 2024 erhöht wurde, beträgt je nach Flugdistanz zwischen 15,53 Euro und 70,83 Euro pro Ticket. Diese Kosten werden meist an die Passagiere weitergegeben, was das Fliegen in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern teurer macht. Auch die Flugsicherungsgebühren, die für die Arbeit der Deutschen Flugsicherung erhoben werden, gehören zu den höchsten in Europa. Ryanair sieht hier dringenden Handlungsbedarf seitens der Bundesregierung, um den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.
Kritik der Verbände: Der deutsche Luftverkehr verliert den Anschluss
Die Entscheidungen von Eurowings und Ryanair sind für die deutsche Luftverkehrsbranche keine Überraschung. Michael Engel, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), erklärt, dass diese Entwicklungen absehbar waren. Die steigenden Kosten in Deutschland hätten eine Dynamik ausgelöst, die den Standort zunehmend unattraktiv mache. Engel rechnet damit, dass diese Kürzungen nur der Anfang sind und in Zukunft weitere Fluggesellschaften ihr Angebot reduzieren werden.
Auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) sieht die Lage kritisch. Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des BDL, wertet die Ankündigungen von Ryanair als „Alarmzeichen“. Er weist darauf hin, dass der Luftverkehr in Deutschland deutlich hinter dem restlichen Europa zurückbleibt. Während in anderen europäischen Ländern das Flugangebot bereits wieder über das Vor-Corona-Niveau hinausgeht, wird Deutschland im Winterflugplan nur 83 Prozent dieses Niveaus erreichen. Laut Lang gefährde die „überdrehte Kostenschraube“ den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb.
Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, sieht ebenfalls einen massiven Wettbewerbsnachteil für deutsche Flughäfen. Die geplante Erhöhung der Flughafenentgelte in Hamburg sei nur ein Beispiel dafür, wie die deutschen Flughäfen ihre internationale Konkurrenzfähigkeit verlieren. Die Entscheidung von Ryanair, das Angebot in Deutschland zu reduzieren, sei ein Beweis dafür, dass die Kosten in Deutschland zu hoch seien.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Die Kürzungen von Ryanair und Eurowings haben nicht nur Auswirkungen auf die Passagiere, sondern auch auf die Wirtschaft in den betroffenen Regionen. Ryanair betonte, dass es bei der Airline selbst keinen Stellenabbau geben werde, jedoch sei zu erwarten, dass durch den Rückgang der Flugbewegungen indirekt Arbeitsplätze verloren gehen. Besonders betroffen könnten Taxiunternehmen, Gastronomiebetriebe und andere Dienstleister rund um die Flughäfen sein, die stark vom Flugverkehr abhängig sind.
Wettbewerbsbedingungen in Europa im Vergleich
Ein Vergleich der Wettbewerbsbedingungen in Europa zeigt, dass Deutschland in vielerlei Hinsicht ins Hintertreffen gerät. Während andere europäische Länder ihre Luftverkehrssteuern niedrig halten oder sogar abschaffen, bleibt Deutschland mit einer Vielzahl an zusätzlichen Gebühren ein teures Pflaster für Fluggesellschaften. Neben der Luftverkehrssteuer und den Flugsicherungsgebühren fallen in Deutschland auch hohe Sicherheitsgebühren an. Diese werden für die Durchsuchung von Passagieren und Gepäck erhoben und sollen im Jahr 2025 weiter steigen.
Auch die Flughafenentgelte spielen eine entscheidende Rolle. Diese Gebühren, die von den Flughäfen erhoben werden, um ihre Dienstleistungen und Infrastrukturen zu finanzieren, variieren von Land zu Land. In Deutschland werden diese Entgelte jedoch ebenfalls als zu hoch angesehen, was die Wettbewerbsfähigkeit des Landes weiter schwächt.
Die Entscheidungen von Eurowings und Ryanair, ihr Angebot in Deutschland zu reduzieren, verdeutlichen die schwierige Lage, in der sich der deutsche Luftverkehr befindet. Hohe Steuern und Gebühren belasten die Airlines und machen den Standort unattraktiv. Während andere europäische Länder ihr Flugangebot ausbauen, kämpft Deutschland mit rückläufigen Zahlen.