Gefahren durch Gasherde: Gesundheitsrisiko in europäischen Haushalten

Gasherde sind in vielen europäischen Küchen verbreitet und werden sowohl von Profi- als auch Hobbyköchen geschätzt. Doch eine neue Studie bringt ernüchternde Erkenntnisse über die gesundheitlichen Gefahren, die von gasbetriebenen Herden ausgehen. Jährlich sterben in der EU und Großbritannien schätzungsweise 40.000 Menschen an den Folgen der Schadstoffemissionen, die bei der Nutzung von Gasherden entstehen.

Forscher der Universitäten Jaume I und Valencia haben durch ihre Untersuchungen die Zahl der Toten auf etwa 36.000 in der EU und rund 3.900 in Großbritannien beziffert. Laut der Studie entstehen bei der Verbrennung von Gas gefährliche Stoffe wie Stickstoffdioxid (NO₂) und Feinstaub, die das Risiko schwerwiegender Atemwegs- und Herzerkrankungen erheblich erhöhen. Stickstoffdioxid schädigt die Atemwege und erhöht das Risiko für Krankheiten wie Lungenentzündungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen und Asthma.

Die Forscher betonen, dass sich diese Zahlen auf Stickstoffdioxid (NO₂) beschränken und weitere gesundheitsschädliche Substanzen wie Kohlenmonoxid und Benzol in der Studie nicht berücksichtigt wurden. Da NO₂-Werte in Innenräumen häufig die Grenzwerte überschreiten, ist die Nutzung von Gasherden nicht weniger schädlich als Passivrauchen.

Verbreitung von Gasherden in europäischen Haushalten

Etwa ein Drittel der EU-Haushalte verwendet Gasherde, wobei in Ländern wie Großbritannien und Italien sogar mehr als 60 Prozent der Haushalte auf Gas kochen. In Deutschland nutzen lediglich sechs Prozent der Haushalte Gasherde, doch in anderen EU-Ländern wie Italien und Rumänien sind sie nach wie vor weit verbreitet. Der hohe Anteil der Gasherde in bestimmten Regionen Europas stellt somit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die dortige Bevölkerung dar.

Vergleich mit den Gesundheitsgefahren von Feinstaub und Außenluftverschmutzung

Die Luftqualität in Innenräumen spielt eine wesentliche Rolle für die Gesundheit, da Menschen immer mehr Zeit in ihren eigenen vier Wänden verbringen und aufgrund der guten Dämmung moderner Gebäude weniger Frischluftzufuhr haben. Viele der schädlichen Effekte, die man aus der Außenluftverschmutzung kennt, finden sich auch im Innenbereich wieder. Die Forscher übertrugen daher Risikobewertungen, die bei Außenluftverschmutzung etabliert wurden, auf die Innenraumbelastung durch Gasherde und fanden starke gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Kinder sind besonders betroffen

Eine zusätzliche Studie aus den USA legt nahe, dass die Nutzung von Gasherden besonders schädlich für Kinder ist. Rund 13 Prozent aller Asthmaerkrankungen bei Kindern könnten auf die Belastung durch Gasherde zurückzuführen sein. Die Forscher vermuten, dass die Luftverschmutzung in Haushalten mit Gasherden vergleichbare Effekte hat wie das Passivrauchen und Kinder besonders stark gefährdet.

Forderungen nach strengeren Regelungen

Gesundheitsorganisationen und Experten fordern eine Regulierung der Luftqualität in Innenräumen, da es für die Innenraumluft, anders als für die Außenluft, bisher keine strengen Vorgaben gibt. Während die EU in den letzten Jahren strengere Vorschriften für die Außenluftverschmutzung verabschiedet hat, fehlt es an entsprechenden Richtlinien für den Innenbereich. Einige Experten schlagen vor, Gasherde schrittweise abzuschaffen und Verbraucher besser über die Risiken aufzuklären, beispielsweise durch Warnhinweise ähnlich denen auf Zigarettenverpackungen.

Tipps zur Reduzierung der Schadstoffbelastung in der Küche

Für Haushalte, die ihren Gasherd nicht sofort ersetzen möchten, gibt es einige Möglichkeiten, die Belastung zu senken:

  • Regelmäßiges Lüften: Während und nach dem Kochen sollten Fenster geöffnet werden, um die Raumluft von Schadstoffen zu befreien.
  • Dunstabzugshauben nutzen: Ideal ist eine Abzugshaube, die die Luft direkt nach außen führt. Dies minimiert die Konzentration schädlicher Stoffe in der Küche.
  • Herd auf niedriger Flamme nutzen: Eine geringere Flamme reduziert die Emissionen und senkt das Risiko von Schadstoffbelastungen.

Mit zunehmender Forschung über die gesundheitlichen Auswirkungen von Gasherden wächst das Bewusstsein für deren Risiken. Eine Studie aus den USA, die im Mai 2023 veröffentlicht wurde, zeigt ähnliche Ergebnisse und weist darauf hin, dass bis zu 19.000 Erwachsene in den Vereinigten Staaten jedes Jahr aufgrund der Emissionen von Gas- und Propangasherden sterben. Auch in den USA wird der gesundheitliche Effekt von Gasherden zunehmend thematisiert, insbesondere in Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen.

Alternative Küchengeräte als Lösung

Angesichts der Erkenntnisse über die Risiken von Gasherden raten Experten dazu, wenn möglich, auf Elektroherde umzusteigen. Elektrische Kochfelder erzeugen keine Abgase und sind dadurch für die Luftqualität in Innenräumen deutlich weniger belastend. Ein Umstieg auf Elektroherde könnte somit die Zahl der vorzeitigen Todesfälle in der EU drastisch senken.

Die European Public Health Alliance und die niederländische Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung (TNO) haben sich mit der Forderung nach einer verstärkten Aufklärung an die Öffentlichkeit gewandt. Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass das Kochen mit Gas erhebliche gesundheitliche Folgen haben kann. Christine Egan, CEO von Clasp, verglich die Schadstoffbelastung beim Kochen mit Gasherden sogar mit den Gefahren des Passivrauchens und unterstrich die Notwendigkeit von Gesundheitswarnungen.

Klare Schritte für eine gesündere Küche

Die Risiken, die mit der Nutzung von Gasherden einhergehen, sind alarmierend und vergleichbar mit Passivrauchen. Die Studien verdeutlichen, dass ohne die Einführung von Innenraumluftstandards in der EU eine erhebliche Gesundheitsgefährdung für Millionen von Haushalten besteht. Maßnahmen wie das regelmäßige Lüften und die Nutzung einer leistungsstarken Dunstabzugshaube können die Belastung in gewissem Maße verringern. Doch langfristig wird empfohlen, den Umstieg auf Elektroherde in Betracht zu ziehen.

Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass es an der Zeit ist, auch bei Küchengeräten auf die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen zu achten. Verbraucher und Politik sollten sich gleichermaßen bemühen, die Risiken der Gasnutzung in Haushalten zu minimieren, um die Luftqualität in Innenräumen zu verbessern und so die Gesundheit von Millionen Europäern zu schützen.

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