Ein kurzer Abschied: TikTok nach Abschaltung in den USA vorerst wieder online
TikTok, die beliebte Video-Plattform mit mehr als 170 Millionen Nutzern in den USA, befindet sich erneut im Zentrum geopolitischer und wirtschaftlicher Spannungen. Nach einer turbulenten Phase, in der ein Verbot drohte, wurde der Betrieb vorübergehend wieder aufgenommen. Doch der Konflikt um das soziale Netzwerk ist noch lange nicht beigelegt.
TikTok, im Besitz des chinesischen Mutterkonzerns ByteDance, steht seit Jahren unter Verdacht, ein Sicherheitsrisiko darzustellen. Politiker und Sicherheitsexperten befürchten, dass die chinesische Regierung Zugriff auf Daten amerikanischer Nutzer haben könnte. Außerdem wird vermutet, dass Peking die Plattform nutzen könnte, um die öffentliche Meinung in den USA zu beeinflussen. Diese Bedenken führten dazu, dass der US-Kongress im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedete, das ByteDance dazu verpflichtet, TikTok innerhalb von 270 Tagen zu verkaufen. Andernfalls droht ein Verbot der App in den USA.
Am Wochenende vor Ablauf der Frist zog TikTok vorsorglich den Stecker und stellte den Betrieb ein. Doch nur einen Tag später kehrte die Plattform zurück, nachdem der neu gewählte US-Präsident Donald Trump eine dreimonatige Fristverlängerung und Straffreiheit für US-Dienstleister ankündigte, die mit TikTok zusammenarbeiten.
Trumps Lösungsvorschläge
Donald Trump, der TikTok ursprünglich während seiner ersten Amtszeit ins Visier genommen hatte, präsentierte nun eine neue Strategie. Er schlug die Gründung eines Joint Ventures vor, an dem die USA mit 50 Prozent beteiligt sein sollen. Dies, so Trump, würde die Sicherheitsbedenken ausräumen und zugleich die Fortführung der Plattform ermöglichen. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social erklärte er, dass TikTok in sicheren Händen bleiben müsse, um weiterhin erfolgreich zu sein.
Doch Trumps Plan stößt auf Widerstand, sowohl aus seiner eigenen Partei als auch von Sicherheitsbehörden. Der republikanische Senator Tom Cotton machte deutlich, dass ein Weiterbetrieb nur möglich sei, wenn alle Verbindungen zwischen ByteDance und der chinesischen Regierung vollständig gekappt würden. ByteDance hat sich bislang nicht zu einem vollständigen Verkauf geäußert, was die Verhandlungen weiter verkompliziert.
Potenzielle Käufer
Mehrere Interessenten haben sich bereits als potenzielle Käufer positioniert. Einer der prominentesten ist Frank McCourt, ein US-amerikanischer Immobilien- und Sportunternehmer. Er hat Interesse bekundet, TikTok zu übernehmen, jedoch liegt sein Angebot deutlich unter den kolportierten 50 Milliarden Dollar, die als Kaufpreis im Raum stehen. Stattdessen bietet McCourt etwa 20 Milliarden Dollar.
Auch der Tech-Konzern Oracle, der derzeit die technische Infrastruktur für TikTok in den USA bereitstellt, wird als möglicher Käufer gehandelt. Larry Ellison, Gründer von Oracle und ein enger Vertrauter von Elon Musk, hat sich jedoch bislang nicht öffentlich dazu geäußert.
Ein weiterer Faktor, der den Verkaufsprozess erschwert, ist TikToks Algorithmus. Diese Software, die bestimmt, welche Videos Nutzern angezeigt werden, gilt als essenzieller Bestandteil der Plattform und als einer der Hauptgründe für ihren Erfolg. ByteDance hat jedoch klargestellt, dass der Algorithmus nicht Teil eines Verkaufs sein wird. Eine mögliche Alternative wäre, den Algorithmus durch US-Software zu ersetzen, was jedoch technisch äußerst komplex ist.
Elon Musk und die Meinungsfreiheit
Elon Musk, der als inoffizieller Berater Trumps gilt, hat sich ebenfalls in die Diskussion eingeschaltet. Er sprach sich gegen ein Verbot von TikTok aus, da dies seiner Meinung nach die Meinungsfreiheit einschränken würde. Gleichzeitig kritisierte Musk die Ungleichheit zwischen den USA und China: Während TikTok in den USA operieren darf, sind Plattformen wie Facebook, Instagram und X (ehemals Twitter) in China verboten. Musk forderte eine Angleichung der Rahmenbedingungen und sprach sich für einen offenen Wettbewerb aus.
Die Rolle der amerikanischen Investoren
Bereits jetzt sind amerikanische Investoren an ByteDance beteiligt. Einer der größten ist die Investmentgesellschaft Susquehanna International Group (SIG), die 15 Prozent der Anteile hält. Ihr Mitgründer Jeff Yass ist ein Unterstützer von Donald Trump und der Republikanischen Partei. Dennoch bleibt unklar, ob das Gesetz „Protecting Americans from Foreign Adversary Controlled Applications“ (PAFACA) solche Minderheitsbeteiligungen langfristig zulassen wird.
Die Zukunft von TikTok in den USA
Die nächsten drei Monate werden entscheidend sein für die Zukunft von TikTok in den Vereinigten Staaten. Sollte keine Einigung erzielt werden, könnte die Plattform erneut vom Markt verschwinden. ByteDance zeigt bislang wenig Bereitschaft, die Kontrolle über TikTok abzugeben, während die US-Regierung auf einer Lösung besteht, die jegliche Verbindungen zu China kappen soll. Die Debatte um TikTok wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Kluft zwischen den USA und China im technologischen Bereich. Für die Nutzer bleibt zu hoffen, dass eine Lösung gefunden wird, die den Fortbestand der Plattform sichert, ohne Kompromisse bei Datenschutz und Sicherheit einzugehen.