Drei Viertel der Kunden sind für Kennzeichnung europäischer : Handelsstreit mit den USA
In Dänemark markieren einige Supermarktketten wie Føtex, Netto und Bilka Produkte europäischer Hersteller mit einem Stern. Diese Initiative soll den Verbrauchern erleichtern, Waren europäischer Herkunft zu identifizieren. Sie wurde eingeführt, nachdem sich in Dänemark eine Debatte über einen potenziellen Boykott amerikanischer Produkte aufgrund von US-Präsident Donald Trumps Handelspolitik entwickelt hatte. Hintergrund dieser Diskussion war nicht nur der Zollstreit zwischen den USA und Europa, sondern auch Trumps umstrittene Besitzansprüche auf Grönland.
Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt, dass auch in Deutschland ein starkes Interesse an einer solchen Kennzeichnung besteht. Insgesamt 77 Prozent der Befragten befürworten eine deutliche Kennzeichnung. 47 Prozent sprechen sich vollständig dafür aus, während 30 Prozent sie eher unterstützen. Lediglich 11 Prozent der Befragten lehnen die Maßnahme ab, während 12 Prozent sich nicht dazu äußern.
Reaktionen des deutschen Einzelhandels
Trotz der wachsenden Nachfrage von Verbrauchern zeigen sich deutsche Handelsketten zurzeit noch zurückhaltend. Die Rewe-Gruppe lehnt eine separate Kennzeichnung ab, da ein solcher Schritt unbeteiligte Unternehmen treffen könnte. Sie betont, dass die Kunden mit ihrer Kaufentscheidung das Angebot steuern. Auch Edeka bestätigt, dass bisher nur wenige Anfragen zu einer Kennzeichnung eingegangen seien. Sollte die Nachfrage jedoch steigen, würde das Unternehmen die Umsetzung einer solchen Maßnahme prüfen. Kaufland und Lidl planen ebenfalls keine spezielle Markierung europäischer Produkte, weisen jedoch auf ihr umfangreiches Sortiment an regionalen und deutschen Waren hin.
Intern argumentieren Handelsketten, dass eine Kennzeichnung europäischer Produkte aufgrund komplexer Lieferketten schwer umsetzbar sei. Viele Produkte enthalten Bestandteile aus verschiedenen Ländern innerhalb und außerhalb der EU. Zusätzlich gibt es zahlreiche amerikanische Marken, die ihre Produkte teilweise in Europa herstellen lassen.
Einfluss des Handelskonflikts auf die Automobilindustrie
Die Auswirkungen des Zollstreits zwischen den USA und Europa sind besonders für die deutsche Automobilindustrie gravierend. Sollten die von Donald Trump angedrohten US-Zölle von 25 Prozent auf europäische Autos langfristig bestehen bleiben, könnte dies massive Folgen für deutsche Hersteller haben. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warnt, dass Deutschland bis zu 300.000 Arbeitsplätze in der Automobilbranche verlieren könnte.
Porsche ist besonders betroffen, da das Unternehmen keine Produktionsstätten in den USA besitzt. Zwischen 30 und 40 Prozent seiner Fahrzeuge werden auf dem US-Markt verkauft. Eine Zollerhöhung auf 25 Prozent würde Porsche dazu zwingen, entweder die Preise zu erhöhen oder erhebliche Verluste in Kauf zu nehmen. Auch Audi, Volkswagen, Mercedes und BMW sind betroffen, da viele ihrer Limousinen in Europa produziert werden. BMW stellt zwar bereits SUVs in den USA her, exportiert diese jedoch auch nach China. Falls China als Reaktion auf US-Maßnahmen Gegenzölle erhebt, könnte dies auch BMW vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellen.
Die Automobilhersteller prüfen verschiedene Möglichkeiten, um den drohenden Zöllen entgegenzuwirken. Eine Option wäre eine Produktionsverlagerung in die USA. Allerdings würde der Aufbau neuer Fabriken mindestens zwei Jahre dauern, was erhebliche Investitionsrisiken mit sich bringt. Eine weitere Strategie ist das sogenannte CKD-Verfahren („completely knocked down“). Hierbei werden Fahrzeuge in Einzelteilen zerlegt und in Kisten verpackt verschifft, um in den Zielländern zusammengesetzt zu werden. Dieses Verfahren wird bereits genutzt, um hohe Importzölle in bestimmten Märkten zu umgehen.
Doch unabhängig von der gewählten Strategie bleibt die Unsicherheit hoch. Automobilhersteller planen ihre Investitionen langfristig über mehrere Jahrzehnte. Die instabile Politik der USA unter Trump erschwert diese Planung erheblich. Branchenexperten befürchten, dass ein Rückgang der Produktion in Deutschland unumkehrbar sein könnte. Sollte die Automobilindustrie einmal aus Deutschland abwandern, wäre eine Rückkehr selbst bei einer späteren Aufhebung der Zölle unwahrscheinlich.
Blick nach China: Neue Partnerschaften notwendig
Angesichts der zunehmenden Unsicherheit in den Handelsbeziehungen zwischen Europa und den USA richten viele Unternehmen ihren Blick nach China. Die dortige Automobilindustrie spielt eine entscheidende Rolle für deutsche Hersteller. Bereits heute ist China der größte Absatzmarkt für deutsche Automobilkonzerne. Zudem entstehen dort zunehmend eigene Innovationszentren und Produktionskapazitäten. Deutsche Autobauer müssen daher überdenken, wie sie ihre Geschäftsstrategien in Asien ausbauen können, um den Risiken in den westlichen Märkten entgegenzuwirken.
Die Debatte über eine Kennzeichnung europäischer Waren zeigt, dass der Handelsstreit zwischen den USA und Europa direkte Auswirkungen auf die Verbraucher hat. Deutsche Einzelhändler reagieren bislang zögerlich. Die Automobilindustrie steht vor deutlich größeren Herausforderungen: Die drohenden US-Zölle könnten langfristig zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen und eine Neuausrichtung der Produktions- und Absatzmärkte erforderlich machen. In diesem Zusammenhang gewinnt die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China zunehmend an Bedeutung. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Europa in der Lage ist, seine wirtschaftlichen Interessen unabhängiger von den USA zu gestalten und neue Partnerschaften auszubauen.