Deutschland hat Emissionsziel in 2024 erreicht: Klimaziele bis 2030 erreichbar
Deutschland hat im Jahr 2024 sein Klimaziel erreicht und die erlaubten Emissionswerte sogar unterschritten. Laut Umweltbundesamt wurden rund 673 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen, was einem Rückgang von 10,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dies stellt eine überraschend positive Entwicklung dar, da die erlaubte Höchstmenge bei 693,4 Millionen Tonnen lag. Die Erfolge sind umso bemerkenswerter, da sie trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und globaler Energiekrisen erzielt wurden.
Hauptverantwortlich für den Emissionsrückgang ist der geringere Verbrauch fossiler Brennstoffe, insbesondere der Rückgang in der Kohleverstromung. Trotz des im Vorjahr erfolgten Atomausstiegs konnte der wachsende Anteil erneuerbarer Energien einen entscheidenden Beitrag zur Emissionssenkung leisten. Die Stromerzeugung aus regenerativen Quellen stieg 2024 auf rund 52 Prozent des Bruttostromverbrauchs an. Zudem spielte die verbesserte Energieeffizienz in der Industrie eine wichtige Rolle, indem Unternehmen verstärkt auf nachhaltige Produktionsprozesse umstellten. Auch die gestiegene Sensibilisierung in der Bevölkerung führte zu einem bewussteren Umgang mit Energie.
Sektoren mit Handlungsbedarf: Verkehr und Gebäude
Während der Energiesektor seine Klimaziele übererfüllte, hinken der Verkehrs- und Gebäudesektor weiterhin hinterher. Besonders kritisch ist die Lage im Verkehrsbereich, der mit 146,1 Millionen Tonnen CO2-Emissionen rund 18 Millionen Tonnen über seinem Ziel liegt. Zwar sank der Ausstoß um 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr, doch die Nachfrage nach Elektroautos bleibt schwach, was Umweltbundesamt-Präsident Dirk Messner als besorgniserregend bezeichnete. Zudem erschweren hohe Kosten für E-Fahrzeuge sowie eine unzureichende Ladeinfrastruktur den Umstieg auf emissionsfreie Mobilität.
Auch im Gebäudebereich wurde das Klimaziel nicht erreicht. Zwar verzeichnete der Sektor einen Rückgang der Emissionen um 2,3 Prozent auf 107,5 Millionen Tonnen, dieser ist jedoch vor allem den milden Temperaturen und dem dadurch reduzierten Heizbedarf zu verdanken. Strukturelle Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs im Gebäudesektor bleiben notwendig. Energetische Sanierungen, der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen sowie nachhaltige Baustandards könnten langfristig die Emissionen senken, doch hier fehlen oft Anreize und Fördermittel, um private Haushalte und Unternehmen zur Umsetzung zu bewegen.
Deutschland strebt an, seine Emissionen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken und bis 2045 klimaneutral zu werden. Laut aktuellen Berechnungen ist dieses Ziel in greifbarer Nähe, wenn bereits implementierte Maßnahmen konsequent umgesetzt werden. Die Energiewirtschaft leistet dabei weiterhin einen überproportionalen Beitrag zur Reduktion. Bis 2030 sollen durch sie insgesamt 250 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere von Wind- und Solarenergie, wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Doch auch die Verbesserung der Energiespeicherung sowie der Netzausbau sind entscheidend, um eine stabile Stromversorgung sicherzustellen.
Dennoch bleibt die Einhaltung der EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) eine große Herausforderung. Deutschland droht hier eine erhebliche Verfehlung der Vorgaben, insbesondere durch die Defizite in den Bereichen Verkehr und Gebäude. Sollte keine rasche Nachsteuerung erfolgen, drohen hohe Strafzahlungen an andere EU-Staaten und steigende CO2-Preise. Dies könnte sich auch wirtschaftlich negativ auswirken, da höhere Energiekosten sowohl Unternehmen als auch Verbraucher belasten würden.
Der Weg nach vorne: Investitionen in grüne Technologien
Um die Klimaziele zu erreichen, sind weitere Investitionen in erneuerbare Energien, Infrastruktur und klimafreundliche Technologien erforderlich. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte, dass die Transformation der Wirtschaft weiterhin oberste Priorität habe. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien müsse auch die Entwicklung innovativer Speichertechnologien und Wasserstoffwirtschaft vorangetrieben werden. Zudem könnten Maßnahmen wie ein verstärkter Emissionshandel, strengere CO2-Grenzwerte für Fahrzeuge und eine umfassende Mobilitätswende entscheidend dazu beitragen, die verbleibenden Emissionslücken zu schließen.