Das ruhige Leben auf der Fahrradinsel Hiddensee: Ein Austausch mit Andreas Stauß

Hiddensee steht für Ruhe, Natur und entschleunigtes Leben – ein Konzept, das viele Besucher bewusst suchen. Einer, der dieses besondere Lebensgefühl täglich erlebt, ist Andreas Stauß. Er betreibt den Fahrradverleih und Reparaturservice „Hosenfigurs Fahrradverleih & Reparatur“ auf der Insel und weiß genau, warum das Fahrrad hier nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Symbol für die einzigartige Atmosphäre Hiddensees ist. Im Interview spricht er über die Faszination der autofreien Insel, die Bedeutung des Fahrrads und darüber, ob dieses Modell auch anderswo funktionieren könnte.

Willkommen, Herr Stauß!

Herr Stauß, warum entscheiden sich so viele Touristen bewusst für einen Urlaub auf Hiddensee?

Andreas Stauß: Hiddensee bietet genau das, wonach viele Menschen heute suchen: Ruhe, Entschleunigung und Natur pur. Das Leben ist oft hektisch und viele erleben in ihrem Alltag täglich viel Stress und Lärm. Da sehnen sich viele nach einem Ort, an dem sie abschalten können. Auf Hiddensee gibt es keinen Autoverkehr, keine großen Hotels oder hektischen Einkaufsstraßen – stattdessen gibt es viele Sandwege, Dünen, wunderschöne Landschaften und ein entschleunigtes Lebenstempo.

Die Abwesenheit von Autos ist für viele Menschen ungewohnt. Welche Auswirkungen hat das auf das Lebensgefühl auf der Insel?

Andreas Stauß: Die Atmosphäre auf Hiddensee ist einmalig. Ohne den Lärm und die Abgase von Autos nehmen die Menschen ihre Umgebung viel bewusster wahr. Die Luft ist sauber, die Geräuschkulisse besteht aus Meeresrauschen, Vogelgezwitscher und dem Wind. Das ist für viele Besucher zunächst ungewohnt, aber genau das macht den Charme der Insel aus. Man entschleunigt automatisch, bewegt sich bewusster und nimmt sich mehr Zeit für die Umgebung. Viele unserer Kunden berichten, dass sie schon nach wenigen Stunden auf Hiddensee ein tiefes Gefühl der Entspannung spüren, weil eben auch diese ständige Hektik des Straßenverkehrs einfach wegfällt.

Das Fahrrad ist das wichtigste Fortbewegungsmittel auf der Insel. Warum ist es so beliebt?

Andreas Stauß: Das Fahrrad ist hier nicht nur praktisch, sondern auch Teil des Lebensgefühls. Es erlaubt einem, die Insel in ihrem eigenen Tempo zu entdecken, ohne dabei die Natur zu stören. Man kann sich schnell von einem Ort zum anderen bewegen, dabei aber trotzdem die Ruhe und die Schönheit der Umgebung genießen. Außerdem sind die Strecken für Fahrradtouren einfach traumhaft schön – von der Südspitze der Insel bis zum berühmten Leuchtturm im Norden.

Ihr Fahrradverleih „Hosenfigurs Fahrradverleih & Reparatur“ ist eine feste Institution auf der Insel. Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen für die Mobilität auf Hiddensee?

Andreas Stauß: Unser Fahrradverleih ist für viele Besucher der erste Anlaufpunkt, wenn sie auf der Insel ankommen. Da es hier keine Autos gibt, setzen die meisten Urlauber auf das Fahrrad, um die Insel zu erkunden. Wir bieten eine große Auswahl an Rädern – von klassischen Tourenrädern über E-Bikes bis hin zu Kinderanhängern und Lastenrädern für Gepäck oder Einkäufe. Unser Ziel ist es, jedem Gast das passende Fahrrad zur Verfügung zu stellen, damit er Hiddensee auf die bestmögliche Weise erleben kann.

Neben dem Verleih betreiben Sie auch eine Reparaturwerkstatt. Welche Herausforderungen gibt es dabei?

Andreas Stauß: Da Fahrräder hier das Hauptverkehrsmittel sind, ist der Verschleiß entsprechend hoch. Besonders bei Wind und Wetter oder auf den sandigen Wegen kann es schnell zu Problemen kommen – eine gerissene Kette, ein platter Reifen oder Bremsen, die nachjustiert werden müssen. Da wir auf der Insel sind, können Gäste nicht einfach in die nächste Stadt fahren, um ihr Rad reparieren zu lassen. Deshalb ist unser Service besonders wichtig. Wir sorgen dafür, dass die Fahrräder schnell wieder fahrbereit sind, damit unsere Kunden ihren Aufenthalt ungestört genießen können. Gleiches gilt natürlich auch für die einheimischen Fahrräder!

Gibt es besondere Trends oder Veränderungen, die Sie in den letzten Jahren beobachten konnten?

Andreas Stauß: Ja, in den letzten Jahren haben wir eine steigende Nachfrage nach E-Bikes bemerkt. Viele Gäste, die vielleicht nicht mehr ganz so sportlich sind oder längere Strecken ohne große Anstrengung zurücklegen möchten, greifen immer häufiger auf elektrische Unterstützung zurück.

Glauben Sie, dass ein ähnliches Mobilitätskonzept auch an anderen Orten funktionieren könnte?

Andreas Stauß: Grundsätzlich ja, aber es hängt stark von den Gegebenheiten ab. Inseln oder kleinere, klar abgegrenzte Gebiete eignen sich besonders gut, weil der Verzicht auf Autos dort logistisch einfacher umsetzbar ist. Hiddensee hat den Vorteil, dass es von Anfang an weitgehend autofrei geblieben ist. In anderen Orten, besonders auf dem Festland, wäre es deutlich schwieriger, weil die Menschen oft auf ihre Autos angewiesen sind. Aber in bestimmten Regionen, etwa auf anderen Inseln oder in autofreien Stadtvierteln, könnte das Modell durchaus erfolgreich sein. Wichtig ist, dass es eine gute Infrastruktur für Fahrräder gibt und dass die Menschen bereit sind, sich auf eine andere Form der Mobilität einzulassen.

Was sagen Ihre Kunden? Würden sie sich wünschen, dass es mehr solcher Orte gibt?

Andreas Stauß: Viele unserer Gäste sind begeistert von der Ruhe und der entschleunigten Lebensweise auf Hiddensee. Sie sagen oft, dass sie sich ähnliche Konzepte auch in anderen Regionen wünschen würden. Allerdings wissen sie auch, dass es nicht überall umsetzbar ist. Es braucht das richtige Umfeld, die entsprechende Infrastruktur und eine gewisse Akzeptanz in der Bevölkerung.

Abschließend – was macht Hiddensee für Sie persönlich so besonders?

Andreas Stauß: Hiddensee ist ein Ort, an dem man die Welt für eine Weile hinter sich lassen kann. Ich liebe es, hier zu leben und zu arbeiten, weil ich täglich erlebe, wie sehr unsere Gäste diesen besonderen Ort schätzen. Das Fahrrad gehört für mich fest zur Insel – es ist nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Symbol für die Entschleunigung und das bewusste Erleben der Natur. Genau das macht Hiddensee so einzigartig.

Vielen Dank, Herr Stauß!


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