Ceconomy-Chef fordert strengere EU-Regulierungen für chinesische Billigprodukte

In den letzten Jahren hat die rasante Expansion chinesischer Onlinehändler wie Temu und Shein den europäischen Markt erheblich verändert. Diese Plattformen haben durch ihre aggressive Preispolitik und ein breites Produktsortiment eine große Kundschaft gewonnen. Doch die günstigen Preise kommen nicht ohne Folgen. Karsten Wildberger, der CEO von Ceconomy, dem Mutterunternehmen von Mediamarkt und Saturn, fordert nun eine stärkere Regulierung dieser chinesischen Händler, um fairen Wettbewerb und Verbraucherschutz zu gewährleisten.

Ceconomy sieht sich trotz des wachsenden Drucks durch die chinesischen Anbieter gut gerüstet. „Wir haben eine klare Strategie, zu einem der relevantesten Omnichannel-Spieler Europas zu werden“, erklärt Wildberger. Die Integration von Online- und Offline-Verkaufskanälen soll den Kunden ein nahtloses Einkaufserlebnis bieten und die Marktposition von Mediamarkt und Saturn stärken. Wildberger betont, dass Ceconomy nicht auf eine Partnerschaft mit einem asiatischen Unternehmen angewiesen sei, obwohl es Berichte über Gespräche zwischen dem Ceconomy-Großaktionär Haniel und dem chinesischen Händler JD.com gab. „Wir sind auf dem richtigen Weg und nehmen Fahrt auf“, so Wildberger weiter.

Kritik an chinesischen Plattformen

Die Popularität von Plattformen wie Temu und Shein beruht auf extrem niedrigen Preisen und hohen Rabatten, die durch das Geschäftsmodell des Dropshippings ermöglicht werden. Die Produkte werden direkt von den Herstellern in China zu den Endkunden geliefert, ohne Zwischenhändler, was die Preise drückt. Doch diese Strategie hat auch negative Folgen: Viele der angebotenen Produkte entsprechen nicht den europäischen Sicherheits- und Qualitätsstandards. „Es ist unerlässlich, dass Produktsicherheitsvorgaben für alle Anbieter gelten, um den Schutz und die Sicherheit der Kunden zu gewährleisten“, betont Wildberger.

Herausforderungen bei Zoll und Nachhaltigkeit

Ein weiteres Problem sieht Wildberger in den bestehenden Zollbestimmungen. Die derzeitige Freigrenze von 150 Euro sei ein „Einfallstor für Missbrauch“, da größere Bestellungen oft in Einzelpakete aufgeteilt würden, um Zollgebühren zu vermeiden. Dies führt zu erheblichen Steuerausfällen und gibt den chinesischen Händlern einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber lokalen Unternehmen, die sich an die strengen europäischen Regeln halten müssen. Wildberger fordert daher eine Reform der EU-Zollbestimmungen.

Auch die Umweltbilanz der chinesischen Onlinehändler ist ihm ein großes Anliegen. Der weltweite Versand und Rückversand von Produkten verursacht erhebliche CO2-Emissionen. Hinzu kommt, dass viele der angebotenen Produkte Wegwerfartikel sind, die schnell ersetzt werden und so zur Ressourcenverschwendung beitragen. „Europa muss genauer hinschauen und nachhaltigere Geschäftsmodelle fördern“, so Wildberger.

EU-Kommission reagierte in der Vergangenheit mit strengeren Vorschriften

Die EU-Kommission hat bereits Schritte unternommen, um die Kontrolle über chinesische Plattformen zu verstärken. Ende September wurden strengere Vorschriften für Temu und Shein angekündigt, die Maßnahmen gegen Produktfälschungen und Verletzungen geistiger Eigentumsrechte ergreifen müssen. Zudem sollen jährliche Risikobewertungsberichte zur Verbraucher- und Produktsicherheit verpflichtend werden. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass auch chinesische Händler den hohen europäischen Standards entsprechen und die Rechte der Verbraucher geschützt werden.

Ceconomy auf Expansionskurs

Trotz der Herausforderungen durch die chinesischen Plattformen bleibt Ceconomy zuversichtlich. Die Strategie, Mediamarkt und Saturn als führende Omnichannel-Anbieter in Europa zu etablieren, scheint aufzugehen. Durch die Kombination von Online- und Offline-Verkaufskanälen wird ein breites Publikum angesprochen, und der Servicegedanke steht im Vordergrund. „Wir sind auf dem richtigen Weg und nehmen Fahrt auf“, wiederholt Wildberger und unterstreicht damit das Vertrauen in die eigene Strategie und die zukünftige Entwicklung des Unternehmens.

Der Weg nach vorne für Ceconomy

Die Kritik an der Qualität, den Sicherheitsstandards und der Nachhaltigkeit der Produkte von Shein und Temu ist berechtigt und erfordert ein Handeln seitens der EU. Der Markt wird in den kommenden Jahren weiter in Bewegung bleiben. Klar ist, dass die Anforderungen an Qualität und Nachhaltigkeit nicht nur für europäische Unternehmen, sondern auch für internationale Anbieter gelten müssen, um den Schutz der Verbraucher sicherzustellen.