Bundestagswahl 2025: So hat Deutschland gewählt

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2025 lieferten zahlreiche Umfrageinstitute regelmäßig Prognosen zur politischen Stimmung im Land. Die sogenannten „Sonntagsfragen“ simulieren ein hypothetisches Wahlergebnis, falls am darauffolgenden Sonntag Wahlen stattfänden. Doch wie genau waren diese Vorhersagen im Vergleich zum tatsächlichen Wahlergebnis?

Am Wahlabend, um Punkt 18 Uhr, veröffentlichten ARD und ZDF erste Prognosen basierend auf Befragungen vor Wahllokalen. Diese basieren auf Angaben von Wählerinnen und Wählern unmittelbar nach dem Verlassen der Wahlkabine. Während diese Erhebungen bereits ein präziseres Bild als frühere Umfragen liefern, folgen im Laufe des Abends immer genauere Hochrechnungen. Erst um 4:10 Uhr stand das vorläufige Endergebnis fest.

Ein Vergleich mit den vorherigen Umfragen zeigt, dass es teils erhebliche Abweichungen gab. Besonders bemerkenswert war die Diskrepanz bei Infratest dimap, dessen letzte ARD-Umfrage bereits am 13. Februar durchgeführt wurde, während andere Institute, wie YouGov, noch bis zum 21. Februar Daten sammelten. Dies führte dazu, dass insbesondere die Zuwächse bestimmter Parteien – allen voran der AfD und Die Linke – in manchen Umfragen nicht mehr akkurat abgebildet wurden.

Die Ursachen für diese Abweichungen sind vielfältig. Neben statistischen Verfahren spielen Faktoren wie die Wahlbeteiligung (dieses Mal mit 82,5 % so hoch wie seit 1990 nicht mehr), die Verzerrung durch Briefwähler sowie strategisches Wählen eine Rolle. Zudem geben nicht alle Befragten ehrlich an, für welche Partei sie tatsächlich stimmen werden.

Wahlergebnis: Gewinner, Verlierer und neue politische Realitäten

Die Bundestagswahl 2025 brachte eine deutliche Veränderung in der politischen Landschaft mit sich. Die Union aus CDU und CSU ging als stärkste Kraft hervor, konnte jedoch nicht an alte Höchstwerte anknüpfen. Trotz eines deutlichen Stimmenzuwachses blieb es das zweitschlechteste Wahlergebnis der Union in der Nachkriegsgeschichte.

Die SPD hingegen erlitt ihre größte Niederlage seit Bestehen der Bundesrepublik. Noch nie zuvor erhielt sie so wenige Stimmen. Zweitstärkste Kraft wurde die AfD, die es schaffte, ihren Stimmanteil zu verdoppeln. Überraschend stark schnitt Die Linke ab, die klar über der Fünf-Prozent-Hürde blieb. FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verfehlten hingegen den Einzug in den Bundestag – das BSW mit nur 4,97 % denkbar knapp.

Die Sitzverteilung und mögliche Koalitionen

Da FDP und BSW den Einzug in den Bundestag verfehlten, setzt sich das Parlament nun aus sechs Fraktionen zusammen: CDU/CSU, SPD, Grüne, Die Linke und AfD. Dies verändert die bisherigen Machtverhältnisse erheblich und wirft die Frage auf, welche Koalitionen möglich sind.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kündigte an, bis Ostern eine Regierungskoalition bilden zu wollen. Historische Vergleiche zeigen, dass dies sehr unterschiedlich lange dauern kann – von wenigen Wochen bis zu einem halben Jahr. Während Willy Brandt 1969 in nur 23 Tagen eine Koalition formte, benötigte Angela Merkel 2017 ganze 171 Tage, um eine handlungsfähige Regierung zu bilden.

Besonders brisant ist die Rolle der AfD. Mit rund 20 % der Stimmen wurde sie zur zweitstärksten Kraft, doch eine Koalition mit CDU/CSU ist von Seiten der Union ausgeschlossen worden. Dies macht Regierungsbildungen schwieriger, da klassische Bündnisse wie Schwarz-Gelb oder Rot-Grün keine Mehrheiten haben. Möglich wären große Koalitionen oder neue Dreierbündnisse, die politisch komplex zu verhandeln wären.

Kontroversen und juristische Nachwirkungen

Das Bündnis Sahra Wagenknecht kündigte an, eine juristische Überprüfung des Wahlergebnisses anzustreben. Hintergrund ist die Behauptung, dass rund 230.000 deutsche Wahlberechtigte im Ausland aufgrund verkürzter Fristen nicht abstimmen konnten. Wegen der knappen Ergebnisse könne dies das Resultat entscheidend beeinflusst haben.

Darüber hinaus kritisierte Wagenknecht, dass ihre Partei unter einer gezielten medialen Negativkampagne gelitten habe. Umfrageinstitute hätten die öffentliche Meinung gezielt gegen das BSW beeinflusst und die Partei als pro-russisch dargestellt, was ihrer Ansicht nach Wählerstimmen gekostet habe. Auch der Eintritt in Landesregierungen mit eingeschränktem Handlungsspielraum habe das Vertrauen in das BSW beschädigt.

Die Bundestagswahl 2025 hat tiefgreifende Veränderungen in der deutschen Parteienlandschaft bewirkt. Die SPD wurde historisch abgestraft, die AfD konnte stark zulegen, und neue Parteien wie das BSW verfehlten knapp den Einzug ins Parlament. Die Regierungsbildung dürfte sich angesichts dieser Fragmentierung als schwieriger Prozess erweisen. Der Blick auf die Umfrageinstitute zeigt, dass Prognosen nach wie vor Schwankungen unterliegen und nicht als exakte Vorhersagen gewertet werden können. Dennoch bleibt ihre Rolle in der politischen Meinungsbildung zentral.

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