Dr. Philipp Frank über aktuelle Herausforderungen in der regionalen Wirtschaftsförderung
Dr. Philipp Frank ist Experte für Unternehmensführung und Kommunikation – mit langjähriger Erfahrung in freier Wirtschaft, Kammer, öffentlicher Verwaltung und Politik. In diesem Gastbeitrag nennt Philipp Frank aktuelle zentrale Problemstellungen in der Wirtschaftsförderung.
Die regionale Wirtschaftsförderung spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherung von Arbeitsplätzen, der Stärkung der lokalen Wirtschaft und der Förderung nachhaltiger Entwicklung. Doch angesichts der sich schnell verändernden globalen Rahmenbedingungen stehen Regionen vor erheblichen Herausforderungen.
Steigender internationaler Wettbewerb erfordert stärkere regionale Spezialisierung
Die zunehmende Globalisierung und der internationale Wettbewerb stellen Regionen vor die Herausforderung, ihre Nischen zu finden und gezielt auszubauen. Regionen müssen sich auf ihre spezifischen Stärken konzentrieren und Spezialisierungen entwickeln, um im globalen Markt bestehen zu können.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Automotivecluster in Süddeutschland, insbesondere in Baden-Württemberg. Die hier ansässige und produzierende Automobilindustrie ist ein wichtiger Player – auch im Innovationsgeschehen.
Doch angesichts des Wandels hin zur Elektromobilität und neuen Technologien wie autonomes Fahren muss diese Region ihre Wertschöpfungsketten erweitern und Innovationsstrategien entwickeln, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der Erfolg dieser Spezialisierung zeigt sich in der globalen Bedeutung für den Wirtschaftsstandort der Automobilindustrie, die allerdings nicht ohne Anpassungsdruck bleibt.
Die digitale Transformation stellt Regionen vor enorme Anpassungsanforderungen
Die Digitalisierung verändert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend und stellt viele Regionen vor große Herausforderungen. Städte wie Düsseldorf und Köln, aber auch Darmstadt sind Beispiele für Regionen, die stark in digitale Infrastruktur und Smart-City-Konzepte investieren.
Solche Investitionen sind notwendig, um als Wirtschaftsstandorte attraktiv zu bleiben und den technologischen Anschluss nicht zu verlieren. Regionen, die diesen Wandel nicht aktiv mitgestalten, riskieren, dass Unternehmen aber auch qualifizierte Fachkräfte abwandern.
Wirtschaftsförderung muss daher verstärkt auf die Unterstützung von Unternehmen bei der digitalen Transformation setzen und beispielsweise digitale Kompetenzzentren aufbauen.
Der demografische Wandel erfordert innovative Ansätze zur Fachkräftesicherung
Viele Regionen stehen vor erheblichen demografischen Herausforderungen, wie einer alternden Bevölkerung und der Abwanderung junger Talente. Dies führt zu einem zunehmenden Fachkräftemangel, der das wirtschaftliche Potenzial erheblich einschränken kann.
Die regionale Wirtschaftsförderung muss daher Maßnahmen ergreifen, um Fachkräfte zu halten und anzuziehen, z. B. durch die Verbesserung der Lebensqualität, flexible Arbeitsmodelle und gezielte Weiterbildungsprogramme.
Baden-Württemberg hat diese Problematik erkannt und die Initiative „FachkräfteLÄND“ ins Leben gerufen. Die umfassende Initiative, die auf die Sicherung und Gewinnung von Fachkräften abzielt, richtet sich sowohl an junge Menschen, die in Baden-Württemberg leben und arbeiten sollen, als auch an Fachkräfte aus anderen Regionen Deutschlands und aus dem Ausland. Die Maßnahmen umfassen eine breite Palette von Strategien, um die Attraktivität des Landes als Arbeits- und Lebensort zu stärken.
Krisen-Resilienz
Regionen müssen ihre Resilienz gegenüber wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisen stärken. Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, wie anfällig regionale Wirtschaftssysteme sein können.
Zukünftige Wirtschaftsförderung sollte daher darauf abzielen, die Resilienz von Regionen zu erhöhen, z. B. durch die Diversifizierung der Wirtschaftsstrukturen, die Stärkung lokaler Wertschöpfungsketten und die Entwicklung von Krisenplänen.
Begrenzte finanzielle Mittel erfordern eine gezielte und effiziente Allokation von Fördermitteln
Die regionalen Wirtschaftsförderungsprogramme stehen oft vor der Herausforderung, mit begrenzten finanziellen Mitteln effektiv zu arbeiten. Ein gutes Beispiel für die effiziente Nutzung von Fördermitteln sind die EU-Strukturfonds, die in strukturschwachen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt werden.
Fördermittel werden gezielt in Infrastrukturprojekte und die Ansiedlung von Unternehmen investiert, um nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Die Herausforderung besteht darin, diese Mittel so zu verteilen, dass sie den größten Nutzen bringen und langfristige Effekte erzielen.
Nachhaltigkeit wird zu einem zentralen Kriterium für die Attraktivität von Regionen
Nachhaltigkeit ist heute mehr als nur ein Trend – sie wird zunehmend zu einem Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen.
Ein Beispiel hierfür ist das Ruhrgebiet, das sich vom Zentrum der Kohle- und Stahlindustrie zu einer Region mit Schwerpunkt Dienstleistungen, Technologie und sogar der erneuerbaren Energien wandelt.
Innovative Projekte und die Umnutzung von Industriebrachen zeigen, wie eine Region sich neu erfinden kann, indem sie ökologische Nachhaltigkeit mit wirtschaftlicher Entwicklung verbindet. Durch die Förderung von grünen Technologien und nachhaltigen Geschäftsmodellen kann eine solche Region langfristig seine Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Wirtschaftsförderung: Dr. Philipp Frank blickt nach vorn
Die Wirtschaftsförderung auf kommunaler und regionaler Ebene ist entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung vor Ort und steht vor komplexen Herausforderungen, die kreative und maßgeschneiderte Lösungen erfordern.
Durch die Bereitstellung von Infrastruktur, finanzielle Anreize, Kompetenzzentren und die Förderung von Netzwerken und Clustern wird die Basis für unternehmerischen Erfolg gelegt. Gleichzeitig gilt es, strukturelle Schwächen zu beheben.
Jede Region muss ihre eigene Strategie entwickeln, um nachhaltig agieren und erfolgreich sein zu können. Beispiele zeigen, dass es bereits arrivierte Konzepte gibt, die als Modell für andere Regionen dienen können. Entscheidend wird sein, wie flexibel und anpassungsfähig diese Strategien sind, um auch in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der regionalen Wirtschaft zu sichern.
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